Intensive Recherchearbeit
Im Rahmen des Projekts, das vom Wissenschaftsfonds FWF und vom Land Niederösterreich gefördert wurde, wurden alle Lager erfasst, die mindestens drei Wochen Bestand hatten. „Ohne dieser Auswahl wären wir nicht auf 247 Lager gekommen, sondern wahrscheinlich auf eine Zahl jenseits der Tausend", erklärt Katharina Bergmann-Pfleger vom BIK. Denn besonders zu Kriegsende gab es viele kurzfristig bestehende Strukturen, in die sich die Bevölkerung beim Hernnahen der Roten Armee flüchtete. Ohne eine lange und tiefgehende Recherche, wäre dieses Ergebnis nicht möglich gewesen. Bergmann-Pfleger arbeitete intensiv mit Gemeinde-, Stadt- und Landesarchiven sowie dem Staatsarchiv zusammen. Hinzu kamen Literaturanalysen und Erinnerungen von Zeitzeugen. Mit manchen konnte die Forscherin auch Interviews führen.
Auf ursprünglich geplante Recherchen in den Moskauer Archiven musste wegen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine verzichtet werden. Von dort stammendes Archivmaterial, das aus früheren Projekten am BIK vorhanden war, konnte trotzdem im Hinblick auf die Lager untersucht werden.
„Wir haben aber wahrscheinlich nicht alle Lager gefunden“, so Bergmann-Pfleger. Auch deswegen betrachtet man das Forschungsprojekt nicht als abgeschlossen. Unterstützung aus der Bevölkerung in Form von Hinweisen, Bildmaterial oder Informationen ist daher ausdrücklich willkommen. Vielleicht sensibilisiert die Landkarte für Spuren aus der Nachkriegszeit. Auch wenn vieles unsichtbar geworden ist, gibt es sie vereinzelt noch - wie die Straßenbezeichnung „Lagergasse" oder Rückstände in Wäldern von der Zwangsrepatriierung der Kosaken.