Doch für Sammern ist entscheidend, dass diese Überschneidungen nicht nur metaphorisch, sondern materiell und praktisch belegbar sind. Dazu gehören etwa die zahlreichen Rezeptbücher der Zeit, die Heilmittel und Alltagspraktiken zusammenführen.
Besonders aufschlussreich ist etwa das Arzneimittel- und Kosmetikbuch aus dem 16. Jahrhundert von Philippine Welser, der Ehefrau Ferdinands II. Körperpflege ist dabei sowohl in Diätetik und Lebensführung eingebettet als auch in medizinische Theorie und Kultur: ein Wissenssystem, das wie ein Seismograf gesellschaftlicher Vorstellungen wirkt. Idealporträts wie jenes von Botticellis Simonetta Vespucci illustrieren das deutlich: Sie zeigen Idealzustände des Körpers, die zugleich Einblicke in historische Konzepte der Körperregulation geben. Schönheit war nicht bloß ein ästhetisches Ideal, sondern ein Marker von Konstitution und Status.