Coole Technik, schrÀge Roboter

Am Anfang steht die Idee, einen Roboter nach den eigenen WĂŒnschen zu bauen. Was soll er können, wie soll er aussehen und was braucht er, um zu funktionieren? âDer Roboter ist fĂŒr mich und kann alle Arbeiten in meinem Zimmer erledigen: AufrĂ€umen, Blumen gieĂen und das Terrarium pflegen. Er soll sozial sein und ein bisschen wie ein Tier. Er darf keinem Menschen Schaden zufĂŒgen. Er muss alles tun, was ich sage und auf sich selber aufpassen.â So malt sich die 12-jĂ€hrige Ronja aus Wien ihren ganz persönlichen Technik-Begleiter aus. Ronja ist eine der SchĂŒlerinnen und SchĂŒler, die seit Herbst 2014 an einem Projekt der Technischen UniversitĂ€t (TU) Wien teilgenommen haben. Die dort angesiedelte Gruppe âVision for Roboticsâ hat mit UnterstĂŒtzung des Wissenschaftsfonds FWF das Vermittlungsprojekt âSchrĂ€ge Roboterâ fĂŒr Schulen entwickelt â mit dem Ziel, Kinder fĂŒr Technik, Wissenschaft und ihre Anwendungen zu interessieren.
Interessen der Beteiligten im Fokus
Das Besondere an dem Projekt ist, wie dessen Ideengeberin und Leiterin Lara Lammer von der TU erklĂ€rt: âWir vermitteln den Kindern das ganze Konzept der Produktentwicklung, von der Idee bis zum Prototyp.â Roboter haben eine besondere Anziehungskraft, dementsprechend viele Programme fĂŒr Kinder, wie etwa mit Lego, gibt es bereits. Auch die Forscherinnen und Forscher der TU Wien haben solche angeboten. âWir haben dann aber gemerkt, dass wir in den Schulen maximal ein Drittel der Kinder erreichenâ, berichtet Projektmitglied Markus Vincze im GesprĂ€ch mit scilog. Daher hat das Projekt-Team seinen Ansatz erweitert, mehr Raum fĂŒr Ideen und nutzerorientierte WĂŒnsche geschaffen und dabei auch aufgezeigt, dass technischer Fortschritt mehr braucht als technisches Wissen allein. â Das neue Programm holt nun die Kinder auf verschiedenen Ebenen ab, die deren Interessen und Talente berĂŒcksichtigen. Das reicht von Produktdesign und Ingenieurwesen ĂŒber Soziologie bis zu Medizin. Ein spezieller Fokus ist die Sensorik und Bildverarbeitung, das Spezialgebiet der âVision for Roboticsâ-Gruppe. âWir wollen zeigen, dass die Robotik eine integrative Wissenschaft ist, wo kreative Leute aus den unterschiedlichsten Disziplinen zusammenarbeitenâ, sagt Markus Vincze.

Produktentwicklung mitgestalten
Wie vielfĂ€ltig und kreativ (Technik)-Wissenschaft sein kann, erfahren die Kinder hautnah, wobei ihnen auch einiges abverlangt wird. Denn gearbeitet wird nicht nur an den Schulen, vielmehr gehen die 10- bis 14-JĂ€hrigen in die Labors, um den âRoboterforschernâ bei der Arbeit ĂŒber die Schulter zu blicken. AnschlieĂend wird es konkret: Die GeschĂ€ftsleitung der SchrĂ€ge-Roboter-GmbH erteilt ProjektauftrĂ€ge an die SchĂŒlerinnen und SchĂŒler, um einen ersten Prototyp eines Roboters fĂŒr Kinder zu bauen. Die Kinder suchen sich in dieser Phase des Projekts aus, ob sie in die Teams âKonstruktionâ, âMensch-Roboter-Interaktionâ, âForschung und Entwicklungâ, âDesignâ oder âMarketing und Vertriebâ gehen. SchlieĂlich kommen alle Teams zusammen, um den Prototyp zusammenzufĂŒgen, das Ergebnis zu evaluieren und zum Abschluss das âProduktâ der GeschĂ€ftsleitung an der TU Wien zu prĂ€sentieren.
Win-win-Situation

Mit dem Konzept sind die Expertinnen und Experten der TU Wien auf dem richtigen Weg. Inzwischen konnte das Team auch ein EU-Projekt einwerben, was die Möglichkeiten bietet, das Projekt weiterzufĂŒhren und zu entwickeln. Auch Studentinnen und Studenten der TU sind mittlerweile eingebunden, indem sie sich das Konzept der Produktentwicklung in Vorlesungen aneignen und ihr erworbenes Wissen dann an die Kinder weitergeben. âDas hat extrem gut funktioniert und ist fĂŒr alle ein Gewinnâ, freut sich Vincze und ist ĂŒberzeugt, dass die Begeisterung und das VerstĂ€ndnis fĂŒr Wissenschaft frĂŒh geweckt werden sollte.
Robotik im Alltag
âRobotik wird heute bereits in vielen Bereichen wie zum Beispiel in der Medizin und der Industrie eingesetzt, die man aber kaum sieht oder wahrnimmtâ, so Vincze. Daher sei das Bild in der Ăffentlichkeit mehr von Science-Fiction als von Fakten geprĂ€gt. Dass es zum helfenden freundlichen Roboter im Haushalt dennoch ein weiter Weg ist, bestĂ€tigt allerdings auch der Experte. Er selbst arbeitet seit Jahren an der Entwicklung von HOBBIT, einem Roboter der Ă€lteren Menschen helfen soll. âDie Kinder von heute werden ihn perfektionierenâ, zeigt sich der Forscher zuversichtlich.
Zur Person Markus Vincze leitet das Team der âVision for Robotics Groupâ am Institut fĂŒr Regelungstechnik und Automation (ACIN) der FakultĂ€t fĂŒr Elektrotechnik und Informationstechnologie an der Technischen UniversitĂ€t Wien. Das Institut betreibt Grundlagenforschung u. a. auf dem Gebiet der industriellen Automatisierungstechnik und der kognitiven Robotik. Ein Schwerpunkt der Forschungsgruppe ist die Entwicklung der SehfĂ€higkeiten bei Robotern. Lara Lammer entwickelte das Projekt âSchrĂ€ge Roboterâ.
Projektwebsite: https://schraegeroboter.wordpress.com/ "SchrÀge Roboter - das kreative Mitmachlabor" wurde im Rahmen des Programms WissKomm gefördert.