Der Ökonom und Schrödinger-Stipendiat Javier López Prol forscht am DIW Berlin. © Privat

Der Beginn der Postdoc-Phase kann eine ziemliche Herausforderung sein, da er den Übergang von langen Jahren des Lernens unter Aufsicht zu einer Phase der eigenständigen Forschung markiert. Das Erwin-Schrödinger-Auslandsstipendium ist für junge Forschende eine ausgezeichnete Möglichkeit, diesen Schritt bestmöglich zu bewältigen. Einerseits bietet der Aufenthalt an einem Labor oder Institut im Ausland die Gelegenheit, weiter zu lernen und die eigenen Forschungsziele zu entwickeln. Ein Auslandsaufenthalt ist überdies eine wertvolle Erfahrung in jeder Hinsicht. Aus beruflicher Sicht bietet er Einblicke in neue Prozesse, Methoden und Arbeitsstile. Aus persönlicher Sicht erweitert der Kontakt mit einer anderen Kultur den Horizont und hilft dabei, die Welt, in der wir leben, besser zu verstehen. Andererseits bietet die Rückkehrphase die Sicherheit, in die eigene Stamminstitution zurückkehren zu können, was gute Voraussetzungen für eine dauerhafte Forschungskarriere in Österreich bieten kann.

Gemeinsam forschen für neue Strategien

Ich wählte für mein Stipendium das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung, weil ich dessen stellvertretendem Leiter der Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt, Wolf-Peter Schill, häufig bei diversen Konferenzen begegnete. In unserem Austausch entwickelten wir die Idee eines gemeinsamen Forschungsprojekts, die schließlich im Forschungsplan für das Schrödinger-Stipendium mündete. Die Zusammenarbeit war fruchtbar, da wir unsere jeweiligen Fachgebiete, variable erneuerbare Energien und Stromspeicherung, kombinieren konnten, um Wechselwirkungen beim Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft zu untersuchen. Der Vorabdruck ist auf ArXiv verfügbar, und die endgültige Arbeit wird demnächst in der Annual Review of Resource Economics erscheinen.

Die Pandemie hatte große Auswirkungen auf unser aller Leben. Obwohl es weniger Möglichkeiten für den direkten persönlichen Austausch gab, waren wir doch in der Lage, unsere Zusammenarbeit online weiterzuführen. Unsere Forschung wurde zwar durch die Beschränkungen der Covid-Krise beeinträchtigt, aber die vom FWF gewährte Flexibilität erlaubte uns, unser Können und Wissen bestmöglich in den Dienst der Erforschung dieser beispiellosen Situation zu stellen. Wir bewerteten also die Auswirkungen der Maßnahmen zur Eindämmung von Covid-19 auf den Stromverbrauch in einem in iScience publizierten Artikel, und die Ergebnisse tragen vielleicht dazu bei, in Zukunft bessere politische Maßnahmen zu entwickeln.

Ausnahmejahr mit steiler Lernkurve

Aus persönlicher Sicht war das Jahr in Berlin trotz der Coronapandemie eine wunderbare Erfahrung. Erstens ermöglichten mir die zahlreichen historischen Sehenswürdigkeiten eine hautnahe Begegnung mit der Geschichte Europas. Zweitens genoss ich die landschaftlich reizvolle Umgebung, die über viele Radwege und mit öffentlichen Verkehrsmitteln leicht zu erschließen ist. Beides half mir über mein unweigerlich aufkommendes „morriña“ (Heimweh auf Galizisch) hinweg.

Das Jahr 2020 war schwierig und voller extremer Erfahrungen auf der ganzen Bandbreite des Spektrums. Während die Pandemie unser aller Alltagsleben sowie Forschung und Reisen beeinträchtigte, ermöglichte uns das Schrödinger-Stipendium weiterhin zu lernen, zu forschen und unsere Fähigkeiten in den Dienst des Gemeinwohls zu stellen.