"Space Weather" wird berechenbarer

Auf der Sonne geht es rund â und hoch her: Dynamoeffekte erzeugen Magnetfelder, die gemeinsam mit Strömungen an die OberflĂ€che der Sonne gelangen und so die AktivitĂ€t der Sonne bestimmen. Von der AktivitĂ€t der Sonne hĂ€ngt ab, was wir auf der Erde an Strahlung empfangen und langfristige Variationen können auch das Klima auf der Erde beeinflussen.
Datenflut fĂŒr Sonnenwind
Dabei interessiert sich das Team um den Projektleiter Arnold Hanslmeier speziell fĂŒr sogenannte solare Flussröhren. Diese wurden erst vor wenigen Jahren entdeckt und stellen eine Vorstufe der Sonneneruption dar. Dazu Hanslmeier: "Man nimmt an, dass Flussröhren sich ein paar Tage vor einer Eruption unter der SonnenoberflĂ€che bilden. Doch wie es dazu kommt, ist weitestgehend unbekannt." Von weiterem Interesse fĂŒr das Team sind auch Heizungsmechanismen die von der SonnenoberflĂ€che unmittelbar auf die untere SonnenatmosphĂ€re wirken. Die von Arnold Hanslmeier zu entwickelnden Methoden werden es erlauben, sowohl Daten von hochauflösenden Teleskopaufnahmen als auch von komplexen Computer-Simulationen miteinander in Zusammenhang zu setzen. TatsĂ€chlich hinken die bisher verfĂŒgbaren Berechnungsmethoden der rasanten Entwicklung von Teleskopen und Computer-Power hinterher, wie der Projektleiter erlĂ€utert: "Neue hochauflösende Sonnenteleskope und Supercomputer liefern solche Mengen an Daten, dass es unmöglich ist, alle Daten im Einzelnen zu analysieren. Dazu sind Automatisierungen notwendig â die wir nun entwickeln. Damit werden wir eine bisher ungeahnte zeitliche und rĂ€umliche Auflösung bei den Berechnungen der Sonnendynamik erreichen. Besonders freut uns, dass wir Gelegenheit haben werden, mit Europas gröĂtem Sonnenteleskop auf den kanarischen Inseln zu arbeiten."
Segmentiert & kalkuliert
Konkret werden im Projekt 2D- und 3D-Algorithmen entwickelt, die anhand von Bild- und Simulationsdaten solare Flussröhren in kleinsten Segmenten berechnen können. ErgĂ€nzt werden diese Untersuchungen mit vergleichbaren Segmentierungen von konvektiven Auf- und AbwĂ€rtsströmungen des heiĂen Sonnenplasmas. Den Nutzen dieser Berechnungen erlĂ€utert Hanslmeier so: "Die Segmentierungen ermöglichen es, eine dreidimensionale grafische Darstellung der solaren Flussröhren und Konvektionsströme vorzunehmen. Gleichzeitig können wir die zeitliche Entwicklung dieser dreidimensionalen Darstellung verfolgen. Damit erhalten wir ein wichtiges Bindeglied zwischen tatsĂ€chlichen Beobachtungen und theoretischen Simulationen." FĂŒr das Team um Hanslmeier ist dieses Bindeglied der SchlĂŒssel zu einem besseren VerstĂ€ndnis der Mechanismen, die Flussröhren entstehen lassen und deren Entwicklung zu Sonneneruptionen beeinflussen. Damit werden die Ergebnisse dieses vom FWF unterstĂŒtzten Projekts eine grundlegende Möglichkeit bieten, die IntensitĂ€t von SonnenausbrĂŒchen und Sonnenwinden besser zu verstehen, frĂŒher zu erkennen und entsprechende MaĂnahmen zu treffen. Vor dem Hintergrund des Gefahrenpotenzials, das starke Sonnenwinde fĂŒr essenzielle elektrische Infrastruktur im All und auf der Erde darstellen, werden diese Ergebnisse eine Bedeutung haben, die weit ĂŒber grundlegende Erkenntnisse hinausgeht.
Zur Person Arnold Hanslmeier ist Professor fĂŒr Astrophysik an der Karl-Franzens-UniversitĂ€t Graz. Seine Forschungsschwerpunkte sind SonnenaktivitĂ€ten, sonnenĂ€hnliche Sterne, Exoplaneten und Leben im Universum.