Die Vorteile von Open Access © CC-BY Danny Kingsely & Sarah Brown

Die Vereinbarung „Springer Compact“ mag keine optimale Vereinbarung sein, sehr zufriedenstellend ist sie aber allemal, weil sie den Weg zur vollständigen Umstellung des akademischen Publikationssystems auf Open Access ebnet. Aber es gibt natürlich auch weiterhin Bedenken gegen Open Access im Allgemeinen und gegen solche Vereinbarungen im Besonderen.

Vorbehalte und Skepsis

Einige Verlage, aber auch BibliothekarInnen sind der Überzeugung, dass es keine Veränderungen im bestehenden System braucht. Der Tenor lautet: Alles ist gut, so wie es ist. Als ein Argument für das So-weitermachen-wie-bisher wird etwa angeführt, dass die Menge der Publikationen, die den WisschafterInnen von den Verlagen zur Verfügung gestellt wird, mehr steigt als der Preis. Einige WissenschafterInnen und Forschungsförderer meinen weiters, es wäre völlig ausreichend, wenn die Scientific Community, also die Wissenschafterinnen und Wissenschafter unter sich, Zugriff auf Publikationen und Daten haben. Neben den Verfechtern eines traditionellen Publikationssystems, gibt es aber auch durchaus Bedenken unter den Befürwortern und Anhängern von Open Access selbst, die lieber eigenorganisiert auftreten und sich von den großen Verlagen distanzieren wollen. – In dem Glauben, die Community könne das System besser, unabhängig und günstiger regeln.

Entwicklungen in Gang setzen

„Mit dieser Vereinbarung ist es gelungen, sich aus der Umklammerung der üblichen Bedenken zu lösen.“ Falk Reckling

Daher ist es umso bemerkenswerter, dass es mit dieser Vereinbarung gelungen ist, sich aus der Umklammerung der angeführten und üblichen Bedenken zu lösen, und diesen wichtigen Schritt zu wagen. Er ist ein bedeutender Baustein in eine zukunftsweisende Richtung. Das heißt für uns nun aber auch, diese Entwicklung voranzutreiben und die nächsten Schritte zu setzen. Denn nach dem Deal ist vor dem Deal. Das bedeutet, es geht weiter und es geht sicherlich noch besser. Wie der FWF schon an anderer Stelle dargelegt hat, braucht es zumindest vier Maßnahmen für einen funktionalen akademischen Publikationsmarkt der Zukunft.

Weitere Maßnahmen und Ziele

Erstens braucht es eine größere Kostentransparenz, denn es gibt starke Indizien (siehe für Österreich), dass bereits jetzt ausreichend Geld im System ist, um Open Access zu finanzieren. Die Max Planck Gesellschaft hat hierzu einen sehr guten Vorschlag gemacht. Zweitens ist mehr Wettbewerb zwischen den Publikationsanbietern nach dem Preis-Leistungs-Prinzip nötig, sonst wird es einen zunehmenden Konzentrationsprozess am Markt und weitere Preisanstiege geben. Dazu gehört auch, dass sich die Wissenschaftsinstitutionen wieder stärker bei der Etablierung auch nicht kommerzieller, hochqualitativer Publikationsmodelle engagieren müssen. In einer zusehends internationalisierten Wissenschaft bedarf es drittens mehr grenzübergreifender Kooperationen der Fördergeber, inklusive des „Poolens“ von Fördergeldern. Open Access sollte viertens, so wie in den Niederlanden, Bestandteil der offiziellen Regierungspolitik werden. Hier erhoffen wir uns durch die EU-Präsidentschaft der Niederlande 2016 neue Impulse für Europa wie auch für Österreich.


Lizenzmodell "Springer Compact" Bisher hatten die Wissenschafterinnen und Wissenschafter nur einer Forschungsstätte in Österreich Zugriff auf alle Springer-Subskriptionszeitschriften (über 1.600). Und Open Access konnten in diesen Zeitschriften fast ausschließlich vom FWF geförderte Autorinnen und Autoren publizieren. Ab Jänner 2016 haben nun Wissenschafterinnen und Wissenschafter von 34 wissenschaftlichen Einrichtungen in Österreich Zugriff auf alle Springer-Subskriptionszeitschriften, und sie können in diesen Zeitschriften, wenn sie corresponding authors sind, kostenfrei Open Access publizieren. Im Vergleich zur bisherigen Vereinbarung kostet die neue zwar geringfügig mehr, bietet aber Autorinnen und Autoren sowie Leserinnen und Lesern weitaus mehr Leistungen.


Zahlreiche Beteiligte ermöglichen neues Modell

Abschließend möchte ich im Namen des Wissenschaftsfonds FWF für das Zustandekommen der Vereinbarung ein großes Dankeschön an alle Beteiligten aussprechen. Eine Reihe von Personen trägt ihren Anteil an der Verwirklichung dieses Modells:


Falk Reckling ist Leiter der Abteilung Strategie-Analysen beim Wissenschaftsfonds FWF. Dort verantwortet er die Bereiche Strategie des FWF, Forschungsstatistik und -dokumentation sowie „Scholarly Communication“ inklusive Open Access.