Susanne Scheipl
Susanne Scheipl unterwegs in London. © privat

Von Susanne Scheipl

Unterstützt durch meine Heimatuniversität, die Medizinische Universität Graz, und gefördert durch ein Marietta-Blau Stipendium des Wissenschaftsministeriums sowie durch das Erwin-Schrödinger-Stipendium durfte ich einen dreijährigen Forschungsaufenthalt am Cancer Institute des University College London (UCL) verbringen.

Biologie und Genetik von Tumoren

Das Cancer Institute ist die zentrale Krebsforschungseinrichtung des UCL. Im Zentrum Londons gelegen, ist es Teil der Fakultät für Medizinische Wissenschaften. Das Institut beherbergt auf fünf Stockwerken mit Blick auf die Großstadt eine Vielzahl hochmoderner Laboratorien, welche ausschließlich Forschungszwecken dienen. Ich forschte am Department für Pathologie unter der Leitung von Adrienne Flanagan, einer renommierten Wissenschafterin im Bereich der muskuloskelettalen Pathologie. Der Schwerpunkt ihrer Arbeitsgruppe liegt auf der Erforschung der Biologie und – in enger Kollaboration mit dem Wellcome Sanger Trust Institute in Cambridge, UK – der Genetik von Knochen- und Weichteiltumoren.

Auf der Suche nach neuen Therapien

Die Gruppe hat insbesondere in der Erforschung von Chordomen Maßstäbe gesetzt. Bei Chordomen handelt es sich um seltene, bösartige Knochentumore, welchen auch ein Forschungsprojekt an der Medizinischen Universität Graz gewidmet ist. Meine Mitarbeit an diesem Grazer Projekt hat mich zur Gruppe von Adrienne Flanagan geführt. Chordome wachsen langsam und metastasieren selten. Dennoch besitzen sie eine schlechte Prognose, da kaum Behandlungsmöglichkeiten existieren. Im Zuge der Erforschung neuer Behandlungsoptionen führten wir in London ein Drug-Screening von über 1000 Kinase-Inhibitoren durch, gemeinsam mit Cancer Research Technology (CRT), einer High-Throughput-Screening Institution und dem international tätigen Pharmakonzern GlaxoSmithKline (GSK).

International erfolgreich

Ich bin stolz, dass wir dieses Projekt in hervorragender Teamarbeit zu einem erfolgreichen Abschluss bringen konnten. Daraus haben sich nicht nur nachhaltige Kollaborationen, sondern auch interessante Fragestellungen für Folgeprojekte ergeben. Die führende Substanzgruppe unseres Screens wurde inzwischen von einem weiteren Labor bestätigt, und eine klinische Studie ist in Vorbereitung.

“The best big city in the world”

Das Leben in London war abseits der Arbeit geprägt von vielen gemeinschaftlichen Unternehmungen: Einmal monatlich zum Beispiel schlug ein Mitglied unserer Forschungsgruppe ein für seine beziehungsweise ihre Nationalität typisches Lokal vor, wo wir dann gemeinsam zu Abend gegessen haben. Für die deutschsprachigen Mitglieder des Labors wurde eine stationäre Würstelbude namens „Herman ze German“ bald zu einer kulinarischen Fixeinrichtung, die das Heimweh nach der deutsch-österreichischen Küche zumindest etwas mindern konnte. Zum Glück blieb auch Zeit, um mit Kolleginnen und Kollegen Ausflüge in alle Teile des Vereinigten Königreiches zu unternehmen. Und natürlich hat London selbst kulturell so viel zu bieten, dass man sich zumindest gewisse Highlights nicht entgehen lassen sollte.

No regrets

Rückblickend durfte ich in meiner Zeit hier neben einer Vielzahl neuer wissenschaftlicher Methoden auch eine neue Stadt, ein Land und seine Kultur kennenlernen. Aus Kooperationen sind dabei bleibende Netzwerke geworden und aus Kolleginnen und Kollegen Freunde. Kurzum, meine Entscheidung zu diesem Auslandsaufenthalt habe ich zu keinem Zeitpunkt bereut.