Die Kakadus der vergessenen Inseln
Als ich vor vier Jahren zum ersten Mal, am Ende meiner Dissertation, nach Tanimbar kam war kaum etwas über das Verhalten der Goffin-Kakadus in der freien Wildbahn bekannt. Aus den Studien, die in Österreich in einer großen Voliere gemacht wurden wussten wir, dass diese Kakadu-Art wirklich schlau ist. Aber um zu erforschen welche Umweltfaktoren zur Entwicklung einer solchen Intelligenz beitragen und wie schlau wild lebende Goffin-Kakadus wirklich sind, mussten wir ins Feld. Gemeinsam mit meiner Kollegin und Partnerin Berenika Mioduszewska, dem Indonesischen Institut für Wissenschaften, viel Unterstützung unseres Heimat-Instituts (dem Messerli Forschungsinstitut) und tatkräftiger Hilfe der ansässigen Dorfbewohner errichteten wir eine kleine Feldstation auf Yamdena, der größten der Tanimbar-Inseln, denn nur hier kommt diese Art von Kakadus natürlich vor.
Von hier aus gehen wir dem Verhalten der Kakadus mit Beobachtungen im Freiland, sowie in einer eigens errichteten Voliere auf den Grund. Jedes Jahr fangen wir eine kleine Gruppe und präsentieren ihnen verschiedene Puzzles, an denen sie sich freiwillig versuchen dürfen, bevor sie wieder in die Freiheit entlassen werden. Um diese Forschung weiter betreiben zu können hatte ich mich schon recht früh dazu entschieden, mich für ein Schrödinger-Stipendium beim FWF zu bewerben. Als dieses schließlich tatsächlich genehmigt wurde, waren wir und unser lokales Team überglücklich. Auf Jawa, an unserem Partner-Institut, halten wir Workshops und lernen viel Neues, vor allem Konzepte um die Natur im Südostasiatischen Raum zu erhalten und wie man ein Bewusstsein dafür schaffen kann. Mit unseren Kolleginnen und Kollegen in Indonesien haben wir schnell gute Freundschaften geschlossen und lachen oft über kulturelle Unterschiede.
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Der raue Charme der vergessenen Inseln
Die meiste Zeit verbringen Berenika und ich jedoch unter sehr einfachen Bedingungen mit unserem Team von lokalen Bauern im Feld. Das Tanimbar-Archipel der südlichen Molukken wird auch als die „vergessenen Inseln“ bezeichnet, da sie abgelegen und dadurch noch relativ ursprünglich sind. Allerdings darf man sich das Leben auf einer entlegenen tropischen Insel nicht zu romantisch vorstellen. Das Wetter ist meist von Monsun-Stürmen geprägt, denen wir in unserer Holzhütte ausgesetzt sind. Einfachste Dinge logistisch in den Griff zu bekommen, wie Wasser besorgen und Stromer zu bekommen oder die Kommunikation mit der Außenwelt können schnell zur einer großen Herausforderung werden. Feldarbeit ist immer anstrengend, und obwohl in Indonesien der administrative Aufwand enorm ist und oft gar lästig erscheint, ist die Möglichkeit, in der freien Natur forschen zu können, jede Unannehmlichkeit wert. Das Gefühl dem Wald beim Erwachen im Sonnenaufgang zusehen zu können, die Kakadus beim Spielen und Herumtollen zu beobachten, so herzlich in die Gesellschaft der ansässigen Einwohner aufgenommen zu werden, mit ihren teilweise noch ursprünglichen Bräuchen und Ritualen, und einfach die Atmosphäre der vergessenen Inseln zu erleben, ist jeden Tag aufs Neue unbeschreiblich schön.
Wertverschiebungen
Wir haben uns an dieses einfache Leben inzwischen gewöhnt und definitiv eine ganz neue Perspektive auf unsere westlichen „Luxusgüter“ (wie Wasser aus einer Leitung, das man sogar trinken kann!) entwickelt. Ich habe auf jeden Fall Genügsamkeit gelernt und dass man mit relativ wenig doch sehr glücklich sein kann, solange man seiner Passion nachgeht. Deshalb kann ich dem FWF nicht genug danken, dass er es mir ermöglicht hat, dieses Abenteuer zu leben.