
Wie lernen wir Sprachen, wie entstehen Gefühle und was passiert, wenn wir schlafen? Auf viele dieser hoch komplexen Fragen hat die Hirnforschung mithilfe moderner Methoden heute Antworten parat. Die ForscherInnen können die Funktionsweise des Gehirns immer besser erklären und damit wichtige Therapiefortschritte bei neurologischen Erkrankungen wie Schlafstörungen, Migräne, Schlaganfall oder Demenz erzielen. Und dennoch bleibt vieles offen und manches auch umstritten, wenn es um kognitive Fähigkeiten und damit verbunden schwer fassbare Begriffe wie Wahrnehmung, Bewusstsein oder Geist geht.
Großen Rätseln auf der Spur
Ein Forschungsprojekt des Wissenschaftsfonds FWF will nun wissenschaftliche Fakten zu einem dieser noch immer ungelösten Rätsel liefern: Was passiert im Gehirn, wenn Menschen durch einen Herzstillstand an der Schwelle zum Tod stehen und nach ihrer Reanimation von Erinnerungen aus der Zeit des Herzstillstandes berichten? Diese äußerst seltenen, aber doch immer wieder auftretenden Berichte sind aus Sicht der Wissenschaft schwer verständlich. Denn das Gehirn stellt Sekunden nach Unterbrechung der Blutzufuhr seine elektrische Aktivität ein –, oder etwa doch nicht? Noch tappen die ForscherInnen im Dunkeln, doch Projektleiter Roland Beisteiner ist überzeugt, dass es Erklärungen für derartige Erfahrungen gibt: „Bis jetzt gibt es keine detaillierten Nachweise von Hirnaktivität während der Reanimation, das heißt aber nicht, dass es nicht welche gibt“, so der Neurologe der Medizinischen Universität Wien. Denn immer mehr Daten, etwa von KomapatientInnen oder aus dem Bereich der Anästhesie, würden zeigen, dass das Gehirn hohe Kapazitäten besitzt, sich zu regenerieren und Informationen zu verarbeiten, ohne dass das von außen wahrnehmbar ist.
Daten von Gehirnströmen sammeln
„Wir brauchen möglichst viele solcher physiologischen Daten und eine bessere Kontrolle, was im Umfeld von Reanimationen passiert“, sagt Beisteiner. Diese sollen nun gemeinsam mit dem Neurowissenschafter Michael Berger und dem Notfallmediziner Fritz Sterz in der bereits laufenden internationalen Studie AWARE, die von dem in New York tätigen Notfallmediziner Sam Parnia koordiniert wird, erstmals erhoben werden. Bereits im Vorfeld waren die österreichischen ForscherInnen an AWARE („AWAreness during REsuscitation“) beteiligt und haben Fragebögen von PatientInnen ausgewertet, die wieder „ins Leben zurückgeholt“ wurden. Als nächsten Schritt werden die Notfallstationen von medizinischen Zentren in den USA, Großbritannien und Österreich mit Sensoren zur Registrierung der Durchblutung und der elektrischen Aktivität des Stirnhirns ausgestattet. Aus Tierversuchen wissen die ForscherInnen, dass die Hirnaktivität bei Herzstillstand zwar rapide abfällt, aber zunächst für rund 30 Sekunden weiter messbar ist. Eine kürzlich durchgeführte amerikanische Studie legt sogar nahe, dass das Gehirn für diese Zeit in eine Art Alarmzustand übergeht und Zeichen erhöhter Bewusstseinsaktivität zeigt. Das könnte eine Erklärung für die von einzelnen PatientInnen als „real“ empfundenen Erlebnisse während der vermeintlichen Bewusstlosigkeit sein. Auch für die – noch seltener – berichteten „außerkörperlichen Erfahrungen“ gibt es Erklärungen, denn die visuell-räumliche Wahrnehmung kann manipuliert werden, wie etwa Untersuchungen des in der Schweiz tätigen Neurologen Olaf Blanke belegen. „Blankes Versuche zeigen, dass wir das Gefühl eine Einheit darzustellen, manipulieren können“, sagt Beisteiner. „Das Gehirn scheint die Veranlagung zu haben, dass diese Integration von Raum und Körper gestört werden kann, so dass das Gefühl eines Heraustretens aus dem Körper entsteht“, so der Neurologe.
Wichtige Grundlagenforschung
Das dreijährige FWF-Projekt „Gedächtnisprozesse bei Herzstillstand-PatientInnen“ (2015-2018) soll nicht nur wissenschaftliche Fakten zur Diskussion eines umstrittenen Themas liefern, sondern künftig auch zur Verbesserung des technischen Ablaufes von Reanimationen beitragen. „Wir brauchen diese Forschung, um zu verstehen, was das Gehirn kann. Vor allem ist es für die Behandlung auch wichtig zu wissen, ob Patienten und Patientinnen etwas wahrnehmen, auch wenn es von außen nicht sichtbar ist“, betont Beisteiner.
Zur Person
Roland Beisteiner ist Facharzt für Neurologie und Psychiatrie an der Universitätsklinik für Neurologie der Medizinischen Universität Wien. Er erforscht die Funktionen des menschlichen Gehirns mit dem Fokus auf bildgebende Verfahren und ist Experte im Gebiet der klinischen funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT).
Publikation
´Außerkörperliche Erfahrungen´(AKEs) wurden innerhalb von Sekunden bei völlig gesunden Versuchspersonen im Gehirnscanner erzeugt – es konnte sogar vermessen werden, wohin sich die Versuchspersonen dachten.
Quelle:
http://www.sciencedaily.com/releases/2015/04/150430124107.htm ´Brain scan reveals out-of-body illusion´. Die Forschungsarbeit des Karolinska-Instituts in Stockholm hat die Nummer DOI: 10.1016/j.cub.2015.03.059
Diese Versuchspersonen waren nachweislich bei bester Gesundheit! Zu suggerieren, dass solche außerkörperlichen Erlebnisse von ´der Schwelle zum Tod´ stammen könnten – ist daher äußerst fragwürdig. Eine ´Schwelle zum Tod´ gibt es nicht: auch schwerstkranke (klinisch tote) Menschen sind solange lebendig, wie Nervenzellen ausreichend mit Sauerstoff bzw. Nährstoffen versorgt sind. Wer tot ist, ist eine Leiche.
Wenn schwerstkranke (klinisch tote) Menschen gleichartige Erlebnisse haben, wie die gesunden Versuchspersonen im Gehirnscanner – dann bedeutet dies: dass beide Gruppen zum Erlebniszeitpunkt gleichermaßen geistig klar bei Bewusstsein waren.
1) ´Außerkörperliche Erfahrungen´(AKEs) werden im Rahmen von Nahtod-Erfahrungen (NTEs) am Anfang, zwischendurch, am Ende oder alleinstehend erlebt: geht man davon aus, dass die erlebenden Personen genau so bei Bewusstsein waren – wie die Versuchspersonen im Gehirnscanner – dann bedeutet dies, dass die meisten NTEs geistig klar bei Bewusstsein erlebt werden.
2) Bei NTEs werden sowohl AKEs berichtet, wie auch – dass man einen Lebenlauf a) in aufsteigender oder b) in absteigender Reihenfolge erlebt hat;. Scheinbar ist hier keine Systematik erkennbar – aber nur scheinbar:
Denn – Untersuchungen an Fadenwürmern(Nematoden) könnten diese scheinbar paradoxe Struktur als das Ergebnis von normaler Gehirnaktivität erklären: Es lässt sich experimentuell belegen, dass der aktuelle Zustand des Gehirns zu dem Zeitpunkt, wo ein neuer Reiz wahrgenommen wird – darüber entscheidet, wie dieser Reiz dann anschließend verarbeitet wird.
D.h. der gleiche Reiz kann zu vöölig unterschiedlichen Reaktionen führen. Quelle:
http://www.sciencedaily.com/releases/2015/03/150313110402.htm ´Free will? Analysis of worm neurons suggest how a single stimulus can trigger different responses´
DOI: 10.1016/j.cell.2015.02.018
3) ein weiteres Phänommen, welches bei NTEs berichtet wird – ist das lebensechte Zusammentreffen mit bereits verstorbenen Menschen! Eine phantastische Erfahrung.
Auch dieser Bestandteil von NTEs lässt sich erklären: Alle unsere Erfahrungen werden in der zeitlichen Gegenwartsform erlebt – und so im Gedächtnis abgespeichert. Werden Erlebnisse bei NTEs (Lebenslauf/-rückschau) wieder RE-AKTIVIERT/erinnert, dann kommen diese gespeicherten Erfahungen ebenfalls in der zeitlichen Gegenwartsform in unser bewusstes Erleben.
Aus diesem Grund werden sogar auch längst verstorbene Menschen wieder so erlebt/erinnert, als ob man real/lebensecht mit ihnen zusammentrifft.
4) Manche klinisch tote Patienten berichten nach der Reanimation detailliert von Erlebnissen aus diesem Zeitraum.
Wir nehmen Reize aus der Umwelt mittels unserer Sinnes-Sensoren auf. Diese Reize werden dann in Signale umgewandelt und so zum Gehirn gesandt. Dort werden die Signale verarbeitet, so dass daraus ein bewusstes Erlebnis entsteht. Dies ist ein komplexer Vorgang.
Wenn klinisch tote Menschen Erlebnisse aus diesem Zeitpunkt berichten können, dann bedeutet dies, dass die gesamte Reiz-Aufnahme- und die Reiz-Verarbeitungs-Struktur fehlerfrei arbeiteten. Kurz: diese Person war voll bei Bewusstsein.
Ich hoffe, dass meine Hinweise für das Forschungsprojekt nützlich sind. Diese Beispiele deuten darauf hin, dass bestimmte Erlebnisse (AKEs, NTEs, Umgebnung) offenbar von Menschen erlebt werden, die zu diesem Zeitpunkt geistig klar bei Bewusstsein sind. Man müsste daher als Erstes davon ausgehen, dass unser Gehirn auch noch bei Patienten, die klinisch tot diagnostiziert wurden, ganz normal arbeitet.
Die ´The AWARE Study´ (2008-2014) wurde als das bisher größte Forschungsprojekt zum Thema ´Nahtod-Erfahrungen´(NTEs) angekündigt. Man wollte damit u.a. Erlebnisse/Ereignisse an der Schwelle zum Tod/Sterben untersuchen.
Dieses Projekt war/ist von Anfang an fragwürdig:
1) völlig gleichartige NTEs werden sowohl von Menschen erlebt A) die dabei nachweislich bei bester Gesundheit waren – wie auch B) von Menschen, deren Gesundheit beeinträchtigt war (bis zu: klinisch tot).
In der NTE-Forschung des AWARE-Projekts werden Erlebnisse der Gruppe A) absichtlich ignoriert. Indem man einseitig nur Erlebnisse der Gruppe B) betrachtet – wird dadurch absichtlich suggeriert, dass NTEs etwas mit Tod/Sterben bzw. Todesangst zu tun haben würden.
Wenn in wissenschaftlichen Arbeiten absichtlich selektiv bestimmte Daten unterdrückt/ignoriert werden (Erlebnisse von der Gruppe A) ), dann bezeichnet man dieses Vorgehen als ´Datenmanipulation´! Dies ist ein schlimmes wissenschaftliches Fehlverhalten.
Weil Erlebnisse der Gruppe A) und B) gleichartig sind – dann wäre die logische Schlussfolgerung, dass Menschen der Gruppe B) genau so geistig klar bei Bewusstsein sind, wie die erlebenden Menschen der Gruppe A).
Wenn Sie diesen Beitrag lesen und verstehen können, und dabei gleichzeitig Ihre Umwelt wahr nehmen, dann könnte man dies als NORMALZUSTAND bezeichnen.
Versuchen Sie nun, per Google irgendeine Forschungsarbeit zum Thema ´Nahtod-Erfahrung´ zu finden – in der davon ausgegangen wird, dass sich die erlebenden Personen dabei im NORMALZUSTAND befanden!
Sie werden keine einzige Arbeit mit dieser Annahme finden: Dies bedeutet, dass die naheliegendste Annahme beim Thema NTE noch nie in Betracht gezogen wurde, um das Phänomen NTEs zu erklären.
Weil im FWF-Projekt durch die Universität Wien ein Bezug zur AWARE-Studie hergestellt wird, muss davor gewarnt werden – den gleichen Fehler zu machen, wie bei ´The AWARE-Study´.