Schrödinger-Stipendiatin Antonia Lichtenegger unterwegs in Japan. © privat

Am ersten Jänner 2021 war es endlich so weit: Mitten in der andauernden Coronakrise ging es auf nach Japan, dem Land der aufgehenden Sonne. Schon bei der Ankunft am Flughafen Narita zeigte sich der „Japanese way of life“: alles verlief geordnet, überaus freundlich und gut durchgeplant. Diese Hilfsbereitschaft und extreme Ordnung sind allgegenwärtig. Ob beim Anstellen für den Shinkansen (der japanische TGV) – hier gibt es kein Vordrängen – oder beim Organisieren aller möglicher Dokumente für das Arbeiten an der Universität, alles geht hier seinen geordneten Weg.

Nach 14 Tagen in Quarantäne ging es endlich nach Tsukuba, einer in den 70er Jahren entstandenen Universitätsstadt in der Nähe von Tokyo. In meiner Doktoratsausbildung an der Medizinischen Universität Wien habe ich an dem Thema der optische Kohärenztomographie, kurz OCT, geforscht. Dieses Bildgebungsverfahren basiert auf Licht und ermöglicht es, hochauflösende und dreidimensionale Abbildungen von diversen Gewebearten zu generieren. Ursprünglich wurde dieses Verfahren zur Untersuchung der Netzhaut in der Augenheilkunde entwickelt. Zurzeit versuchen viele Forschungsgruppen, die Technik auch in anderen Bereichen zu etablieren, wie der Diagnose von Hautkrankheiten oder als Erweiterung der Endoskopie und Mikroskopie.

Neue Einblicke in die Genetik von Krebs

Während meines Doktorates hatte ich die Möglichkeit, auf internationalen Konferenzen Kontakte zu anderen OCT-Forschungszentren zu knüpfen. Dabei habe ich speziell die Arbeiten der Gruppe hier an der Universität Tsukuba unter der Leitung von Professor Yasuno schätzen gelernt. Der Fokus der Gruppe ist eine funktionelle Erweiterung dieser Technik, die sogenannte polarisationsempfindliche OCT. Diese ermöglicht es die Polarisationseigenschaften einer Probe zu analysieren, um zusätzliche gewebespezifische Kontraste zu gewinnen. Im Rahmen meines Schrödinger-Projektes des Wissenschaftsfonds FWF war es das Ziel, solch ein polarisationsempfindliches OCT-Gerät für die präklinische Zebrafisch-basierte Krebsforschung zu etablieren. An diesem nur wenige Millimeter großen Tiermodell können neue Einblicke in die molekulare Genetik verschiedener Krebsarten gewonnen und damit Fortschritte bei der Entwicklung von Krebsmedikamenten gemacht werden. In meine Arbeit und bisher zwei daraus entstandenen Veröffentlichungen konnte ich das Potenzial von OCT als nicht-invasives, dreidimensionales, hochauflösendes und gewebespezifisches Bildgebungsinstrument für dieses Forschungsgebiet eindeutig aufzeigen.

Japanische Zurückhaltung und Hilfsbereitschaft

Neben dem neu erworbenen Wissen und neuen Ideen für die Anwendung von OCT, die ich während meines Aufenthaltes gewonnen habe, konnte ich Menschen aus der ganzen Welt und von den verschiedensten Universitäten kennenlernen, die auch an ähnlichen oder verwandten Themen arbeiten. Für meine zukünftigen Forschungsarbeiten werden diese Kontakte sehr hilfreich sein.

Abseits meiner Arbeit konnte ich auch dieses faszinierende Land und seine Menschen kennenlernen. Sie haben mich trotz ihrer zurückhaltenden Art und teilweise großer Sprachbarrieren sehr herzlich aufgenommen. Und ohne die japanische Hilfsbereitschaft wären viele Formulare unausgefüllt geblieben. Schon vor meiner Abreise gehörten Sushi und Ramen zu meinen Lieblingsgerichten, und so waren die letzten Monate für mich auch kulinarisch ganz wunderbar. Das Land, seine Leute und die Küche haben einen fixen Platz in meinem Herzen gewonnen. Ich bin mir sicher, dass meine Wege mich in den nächsten Jahren noch öfter nach Japan führen werden.