Junger Forscher in einem Getreidefeld für Versuche im Senegal, Afrika
Expedito Olimi bei Feldversuchen im Senegal im Rahmen des afrikanischen "Soghum breeding program". © privat

Ich hatte schon lange eine internationale Berufserfahrung angestrebt. Aufgewachsen in Uganda, habe ich zunächst einen Masterstudiengang an der Universität Gent (Belgien) absolviert und dann an der Technischen Universität Graz (Österreich) promoviert. Derzeit bin ich Erwin-Schrödinger-Fellow an der University of Southampton (UK). Alle diese Erfahrungen haben mein Leben in besonderer Weise geprägt. Schrödinger-Stipendiat zu sein, ist für mich ein besonderes Glück, da man in der Zeit als Postdoc oft am Scheideweg seiner beruflichen Laufbahn steht.

Ich war sehr daran interessiert, im Cernava Lab an der Universität von Southampton mitzuarbeiten, weil ich bereits gemeinsam mit Tomislav Cernava an mehreren Publikationen mitgewirkt hatte. Er hat tiefe Einblicke in den Bereich der mikrobiellen Ökologie von Pflanzen und Samen, das Forschungsgebiet, mit dem ich mich beschäftige. Außerdem hat Cernava einen völlig neuen Forschungsbereich geschaffen, in dem die Rolle der sogenannten Mikrobiom-Gene (M-Gene) beim Aufbau des Mikrobioms untersucht wird.

Saatgut-Mikrobiome – ein neuer Ansatz

Meine Forschung untersucht die entscheidende Rolle des Saatgutmikrobioms für nachhaltige Landwirtschaft. Wissenschaftliche Arbeiten zeigen zunehmend die entscheidende Rolle von Mikroorganismen bei Mensch, Tier und Natur auf. Interessanterweise stellte sich dabei heraus, dass das Saatgut als Anfang und Ende des Pflanzenzyklus ebenfalls ein spezialisiertes Mikrobiom enthält. In meiner Arbeit konzentriere ich mich auf die Analyse des Mikrobioms von Tomatensamen. Eines meiner Projekte beschäftigt sich mit der Plastizität der Mikrobiota von Tomatensamen. Dazu verwende ich umfangreiche Daten des Mikrobioms von 100 Tomatensorten.

Die Tomate ist eine wirtschaftlich wichtige Kulturpflanze, deren genetische Vielfalt sich auf die Andenregion in Südamerika konzentriert und in Europa vor allem in Italien und Spanien eine hohe Diversität aufweist. Meine Forschung zielt darauf ab, die Variabilität des Mikrobioms von Tomatensamen zu erforschen, mit dem Ziel, das Mikrobiom von Samen für eine nachhaltige Landwirtschaft zu nutzen. In Anbetracht der zentralen Rolle der Samen bei der Verbreitung von Blütenpflanzen könnte ihr Mikrobiom entscheidend sein, um die Vitalität der Pflanzen über Generationen hinweg vorherzubestimmen.

Forschende haben herausgefunden, dass auch Saatgut ein spzezialisiertes Mikrobiom erhält. Der Schrödinger-Stipendiat Expedito Olimi beschäftigt sich mit den Samen einer wichtigen Kulturpflanze, der Tomate, um ihre Vitalität und Vielfalt zu erhalten. 

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Drei Biotechnologen beim Wandern - Porträtaufnahmen
Raus aus dem Labor und Kopf auslüften: Beim Wandern mit Tomislav Cernava, Expedito Olimi und William King (von links) © privat

„Der Wechsel der Umgebung ist entscheidend“

Meine internationalen Erfahrungen bestätigen das Sprichwort: „Ein Wechsel des Umfelds ist entscheidend, um über den Tellerrand hinauszuschauen.“ Mit dem derzeitigen Stipendium konnte ich verschiedene Fähigkeiten erlernen, um effektiv Multitasking und Prioritätensetzung zu betreiben. Darüber hinaus sind die Kolleg:innen und Doktorand:innen an der University of Southampton sehr offen für fachliche Diskussionen in einem Arbeitsumfeld, das die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den Forschungsgruppen fördert. Vor allem ist es mir gelungen, mein Netzwerk innerhalb der akademischen Welt zu erweitern, indem ich an nationalen und internationalen Workshops, Schulungen und Symposien teilnehmen konnte.

Ich habe auch an der Ausarbeitung von Anträgen für die Forschungsfinanzierung durch Dritte mitgewirkt; dies hat meine Fähigkeiten, förderungswürdige Ideen zu präsentieren, verbessert. In meiner wissenschaftlichen Arbeit habe ich neue Techniken für Experimente und die Analyse von Einzelzellsequenzierungs-Datensätzen mit hohem Durchsatz erlernt, die für das Verständnis der Physiologie von Organismen und der Faktoren, die zu deren Gesundheits- und Krankheitszustand beitragen, entscheidend sind.

 

drei junge Forschende in Southampton
Auf Erkundungstour in Southampton: Malek Halewa (Doktorand, University of Southampton), Tomislav Cernava (Teamleiter) und Expedito Olimi (von links) © private

Freunde finden im Pub

Das Vereinigte Königreich ist ein akademisches Land mit einer Liga von Universitäten, die Mitglieder der sogenannten Russel-Gruppe sind, welche die 24 besten britischen Universitäten repräsentiert. Daher ist das Land ein akademischer Schmelztiegel mit Studierenden aus vielen verschiedenen Ländern und Kulturen. Die Engländer:innen würde ich als bescheiden und geistreich beschreiben. Es fällt ihnen leicht, Freundschaften zu schließen. Während meines Aufenthalts in Großbritannien wurde ich gut in die englische Kneipenkultur eingeführt, was mir ermöglicht hat, Kontakte zu knüpfen und mein Netzwerk über die Arbeit im Labor und das wissenschaftliche Schreiben hinaus zu erweitern.

Last but not least

Ich möchte dem Österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) meinen aufrichtigen Dank dafür aussprechen, dass er jungen Forschenden mit dem Erwin-Schrödinger-Stipendium die Möglichkeit gibt, unersetzliche Erfahrungen im Ausland zu machen. Außerdem danke ich meinem Gastgeber Tomislav Cernava, meiner Doktorandin Gabriele Berg sowie Lindy Holden-Dye, Phil Williamson und Vincent O'Connor für ihre unschätzbare Unterstützung während dieses Forschungsaufenthaltes in Großbritannien.