Starke Grundlagenforschung fĂŒr florierende Innovationsökosysteme

Am 13. und 14. April hat in Wien der diesjĂ€hrige Science Europe High-Level Workshop zum EuropĂ€ischen Forschungsraum stattgefunden. Die Tagung wurde zum ersten Mal nach Ăsterreich geholt und vom österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) gemeinsam mit dem Bundesministerium fĂŒr Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW) sowie Science Europe, der Dachorganisation sĂ€mtlicher europĂ€ischer Forschungsförderungs- und ForschungstrĂ€gerorganisationen, veranstaltet. SpitzenreprĂ€sentant/innen von rund 50 Science Europe-Mitgliedsorganisationen aus 27 LĂ€ndern sowie hochrangige Vertreter/innen der EuropĂ€ischen Kommission und nationaler Wissenschaftsministerien diskutierten u.a. darĂŒber, wie forschungsbasierte Innovationen vorangetrieben werden können und welche MaĂnahmen fĂŒr ein verbessertes âĂkosystem der Innovationâ in Europa gesetzt werden mĂŒssen.
Die Grundlagenforschung steht am Beginn der Wertschöpfungskette
Viele europĂ€ische Staaten sowie die EuropĂ€ische Union haben Forschung und Innovation in den Mittelpunkt ihrer Strategien fĂŒr die wirtschaftliche Entwicklung gestellt. Grundlagenforschung und risikoreiche Forschung (blue sky research) werden darin als Grundpfeiler der nationalen als auch der europĂ€ischen Innovationsstrategien anerkannt. Bereits Sir Alec Jeffreys, der Erfinder des genetischen Fingerabdrucks, wies darauf hin, dass risikoreiche Forschung den ultimativen Motor der gesamten wissenschaftlichen und technologischen Entwicklung darstellt. Wenn dieser Motor optimal arbeitet, dann werden kritische und neue PhĂ€nomene untersucht, freies und kritisches Denken gefördert, neue und unerwartete wissenschaftliche Erkenntnisse gewonnen, weltweite Netzwerke aufgebaut und Wissenshorizonte erweitert. Kurzum, mit Grundlagenforschung wird wissenschaftliches und technologisches Neuland betreten. Die gesamtgesellschaftliche Wertschöpfung der Grundlagenforschung geht aber ĂŒber den rein wissenschaftlichen Mehrwert hinaus. Forschung und Entwicklung, neue Technologien und Innovationen verfĂŒgen ĂŒber einen steigenden Einfluss auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen. Sie bestimmen sowohl die WettbewerbsfĂ€higkeit und den Wohlstand eines Landes als auch die Anzahl und die QualitĂ€t der vorhandenen ArbeitsplĂ€tze. International wettbewerbsfĂ€hige Grundlagenforschung schafft qualifizierte ArbeitsplĂ€tze, kreatives Potenzial und internationale Netzwerke und leistet somit einen wesentlichen Beitrag zu langfristigem, wirtschaftlichen Aufschwung.
Erneuter Abstieg im Innovation Union Scoreboard 2015
Im kĂŒrzlich veröffentlichten âInnovation Union Scoreboardâ (IUS) 2015 der EuropĂ€ischen Kommission hat Ăsterreich erstmals seinen Platz unter den Top 10 verloren und ist damit erneut abgerutscht. Zu den Innovation Leader, deren Innovationsperformance deutlich ĂŒber dem EU-Durchschnitt liegt, gehören Schweden, DĂ€nemark, Finnland und Deutschland. Daraus wird noch einmal deutlich, dass LĂ€nder, die hervorragende Grundlagenforschung betreiben, zu den InnovationsfĂŒhrern in Europa gehören. Die österreichische Bundesregierung hat sich in ihrer Forschungs-, Technologie- und Innovationsstrategie (FTI-Strategie) das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020 Innovation Leader werden zu wollen. Dennoch ist Ăsterreich im aktuellen IUS um einen weiteren Platz an 11. Stelle abgerutscht. Mit einem Wachstum der Innovationsperformance von nur 0,7 % befindet sich unser Land unter dem EU-Durchschnitt und ist am Ende der so genannten Innovation Follower gelandet. Welche Anstrengungen mĂŒssen also unternommen werden, um vom Innovation Follower zu den Innovation Leadern aufzuschlieĂen?
Vom Innovation Follower zum Innovation Leader
Was in Ăsterreich bislang fehlt ist ein Scientific Advisory Board fĂŒr die Bundesregierung, in dem die Köpfe aller Forschungsförderungs- und ForschungstrĂ€gerorganisationen, die zur Innovationskette beitragen, an einem Tisch sitzen und die Politik beraten. So könnte eine kohĂ€rente und von allen Organisationen mitgetragene Langzeitstrategie aufgebaut werden. Zudem gibt es bereits eine Vielzahl an exzellenten Studien, die den Weg in die Zukunft weisen. Das Institut fĂŒr Höhere Studien (IHS) hebt in seinem Policy-Brief vom Mai 2015 die Bereiche Bildung und Forschung als Eckpfeiler fĂŒr die Weiterentwicklung des Hochtechnologielandes Ăsterreich hervor, die den Wohlstand des Landes sichern. Eine starke Forschungsbasis gilt darin als Voraussetzung fĂŒr ein starkes Innovationssystem. Gleichzeitig fordert das IHS, dass die QualitĂ€t des nationalen Innovationssystems ins Zentrum von Reformen rĂŒcken muss, um die internationale WettbewerbsfĂ€higkeit Ăsterreichs mittel- und langfristig zu sichern. Der Rat fĂŒr Forschung und Technologieentwicklung (RFTE) hĂ€lt in seinem Bericht zur wissenschaftlichen und technologischen LeistungsfĂ€higkeit Ăsterreichs (2015) ebenfalls fest, dass die Forschungsleistung an österreichischen UniversitĂ€ten in den letzten Jahren â seit 2010 â kontinuierlich gestiegen ist, weist aber auch darauf hin, dass dieser Umstand nicht ĂŒber die SchwĂ€chen der wesentlichen Rahmenbedingungen fĂŒr die ForschungsqualitĂ€t â wie die kompetitive Finanzierung der Grundlagenforschung oder die Umstellung auf moderne Doktorratsstudien â hinwegtĂ€uschen kann. In beiden Bereichen liegt Ăsterreich hinter den fĂŒhrenden InnovationslĂ€ndern zurĂŒck. Und Aufgrund der prognostizierten, mangelnden Entwicklungsdynamiken bis 2020 wird sich ohne zusĂ€tzliche Anstrengungen nichts an diesem Kurs Ă€ndern. Das selbst gesteckte Ziel Innovation Leader zu werden kann also mit der derzeitigen Praxis nicht erreicht werden. Deswegen empfiehlt der Rat âdringend eine substanzielle und nachhaltige Steigerung der kompetitiv vergebenen Mittel fĂŒr die Grundlagenforschung, um die Spitze der exzellenten Forschung in Ăsterreich zu verbreitern und die Forschungsbedingungen des Wissenschaftsstandortes zu verbessern. Andernfalls ist nicht nur die gestiegene QualitĂ€t der Forschungsleistungen, sondern auch die AttraktivitĂ€t des Strandortes Ăsterreich ernsthaft gefĂ€hrdet.â Im österreichischen Forschungs- und Technologieförderbericht (2015) des Bundesministeriums fĂŒr Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW) und des Bundesministeriums fĂŒr Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) werden die drei Förderungsagenturen FWF, FFG und AWS als âwesentliche Anstrengungenâ der Bundesregierung zur Erreichung seiner Ziele in der FTI-Strategie bezeichnet. Gemeinsam sollen sie die Innovationskette von der Grundlagenforschung (FWF) ĂŒber die angewandte und experimentelle Forschung (FFG) bis hin zur Ăberleitung von technologischen Entwicklungen in Unternehmenswachstum (AWS) abdecken. Auch im Wirtschaftsbericht Ăsterreich 2015 des BMWFW bekennt sich die österreichische Bundesregierung dazu, dass die Grundlagenforschung âeinen entscheidenden Beitrag zum Innovationszyklus leistetâ und hebt in diesem Zusammenhang ebenfalls den FWF hervor. Die notwendigen Strukturen zur Förderung der unterschiedlichen Phasen im Innovationsprozess sind bereits vorhanden. Hier muss aber genaueres Augenmerk darauf gelegt werden, wie es mit der Ausfinanzierung der einzelnen Glieder der Innovationskette in Ăsterreich aussieht.
Balance aus Investitionen in Grundlagen- und angewandte Forschung
Zahlreiche Staaten peilen ein als optimal eingestuftes Niveau der Ausgaben fĂŒr Forschung und Entwicklung (F&E) von rund 3 % ihres Bruttoinlandsproduktes (laut EU 2020-Wachstumsstrategie) an. Laut österreichischem Wirtschaftsbericht (2015) hat unser Land heuer erstmals mehr als 10 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung investiert. Die Forschungsquote Ăsterreichs liegt damit erstmalig bei ĂŒber drei Prozent, womit unser Land im europĂ€ischen Vergleich den vierten Platz (unter 28 EU-MitgliedslĂ€ndern) fĂŒr sich beanspruchen kann. 42,7 % stammen von Unternehmen, 37,3 % vom Staat und 15,1 % von auslĂ€ndischen InvestorInnen. WĂ€hrend die F&E-Ausgaben in Summe eine Balance aus öffentlicher und privater Finanzierung aufweisen, wird bei genauerer Betrachtung der einzelnen Glieder der Innovationskette klar, dass sich dieser Balanceakt nicht quer durch den Innovationsprozess zieht. Viel zu oft wird verabsĂ€umt, auf eine ausgewogene Aufteilung der Investitionen in Grundlagenforschung und angewandte Forschung zu achten. Kurzfristige Investitionen in die anwendungsorientierte Forschung und die damit einhergehende VerheiĂung auf rasches Wirtschaftswachstum lassen langfristige Investitionen in die auf den reinen Erkenntnisgewinn ausgerichtete Grundlagenforschung als Fundament fĂŒr Technologien sowie die WettbewerbsfĂ€higkeit der Zukunft in den Hintergrund treten. Dabei wird völlig vergessen, dass Wachstumstechnologien wie Internet-Suchmaschinen (z.B. Google), Touchscreens, die GPS-Technologie, die Glasfaseroptik oder die Lithium-Batterie â um nur einige zu nennen â auf Erkenntnisse der Grundlagenforschung zurĂŒckzufĂŒhren sind. Innovationen treiben aber nicht nur den Technologiebereich voran. Die Teilnehmer/innen am High-Level Workshop waren sich z.B. darĂŒber einig, dass radikale Innovationen immer zusĂ€tzliche, gesellschaftliche Komponenten mit sich bringen. Mit den Worten von Gottfried Schatz, anlĂ€sslich der 650 Jahr-Feier der UniversitĂ€t Wien: âLangfristige Grundlagenforschung bereitet den Boden fĂŒr die technologischen Neuerungen von morgen vor. Sie wird nicht innovativer, wenn man ihr ein eng umrissenes und damit kurzfristiges Ziel vorgibt. Wissenschaft ist keine HĂŒterin von StabilitĂ€t und Ordnung, sondern eine unverbesserliche RevolutionĂ€rin, die unablĂ€ssig kreative Unruhe stiftet.â
Risikokapital aus unterschiedlichen Quellen
Besonders in Zeiten der Krise zeigt sich quer durch Europa, dass sich Staaten von der Finanzierung erkenntnisgetriebener und risikoreicher Forschung rascher zurĂŒckziehen als von anwendungsorientierter Forschung. Dabei ist eine stabile, staatliche Finanzierung der Grundlagenforschung fĂŒr langfristiges und nachhaltiges Wirtschaftswachstum entscheidend. In diesem Zusammenhang kritisiert Mariana Mazzucato, Volkswirtin und Professorin an der Sussex University, dass ein GroĂteil jener Technologien, die in IndustrielĂ€ndern als modern und selbstverstĂ€ndlich erachtet werden, auf staatliche Investitionen in öffentliche UniversitĂ€ten, auĂeruniversitĂ€re Forschungseinrichtungen oder das MilitĂ€r zurĂŒckzufĂŒhren sind. Ihre Forschung belegt, dass der Staat meist risikofreudiger agiert, als die risikofreudigsten Wagniskapitalgeber. In das gleiche Horn blĂ€st die US-amerikanische Ăkonomin Paula Stephan von der Georgia State University. Ihre Arbeit konzentriert sich auf die ZusammenhĂ€nge von öffentlicher Forschungsfinanzierung und Wirtschaftswachstum, die langfristig von hohem Stellenwert sind, wĂ€hrend private Forschungsfinanzierung meist nur kurzfristige Renditen fĂŒr sich verbuchen kann. Damit soll nicht gesagt sein, dass unternehmerische und angewandte Forschung keine Wachstumseffekte erzielen. Viel eher geht es darum aufzuzeigen, dass die Rolle des Staates nicht durch Unternehmen ersetzt, sehr wohl aber zum wechselseitigen Vorteil ergĂ€nzt werden kann. Alles in allem profitiert die heutige Industrie von Erkenntnissen der Grundlagenforschung, die im Laufe des letzten Jahrhunderts gemacht und zum ĂŒberwiegenden Anteil vom Staat finanziert wurden. Insofern ist es nicht abwegig, die Industrie stĂ€rker in die Pflicht zu nehmen und ein stĂ€rkeres Engagement des privaten Sektors in der Grundlagenforschung einzumahnen. Denn die Investitionen von heute sind die Gewinne von morgen.
Die Schweiz als Vorbild
Die Innovationskraft der Schweiz ist deutlich stĂ€rker als jene Ăsterreichs, obwohl unser Nachbarland, gemessen an seinen natĂŒrlichen Ressourcen und an seiner BevölkerungsgröĂe, mit unserem Land durchaus vergleichbar ist. WĂ€re die Schweiz EU-Mitglied, dann wĂŒrde sie den IUS anfĂŒhren. Laut dem fĂŒr Bildung, Forschung und Innovation zustĂ€ndigen StaatssekretĂ€r Mauro Dell'Ambrogio sind aber keine auf Innovationen ausgerichtete, Politikstrategien dafĂŒr verantwortlich, sondern unterschiedliche Rahmenbedingungen. Die schweizer F&E-Ausgaben sind mit rund 18 Milliarden Euro ungefĂ€hr doppelt so hoch wie die österreichischen F&E-Investitionen von zirka neun Milliarden Euro. Zudem werden die öffentlichen Mittel anders verteilt. WĂ€hrend die fĂŒr anwendungsorientierte Forschung zustĂ€ndige Kommission fĂŒr Technologie und Innovation (KTI) rund 150 Millionen Euro zu VerfĂŒgung hat, arbeitet der fĂŒr die Grundlagenforschung zustĂ€ndige Schweizer Nationalfonds (SNF) derzeit mit einem Budget von jĂ€hrlich etwa 810 Millionen Euro und Bewilligungsquoten von rund 50 %. In Ăsterreich muss sich der FWF mit zirka 211 Millionen Euro und Bewilligungsquoten von rund 20 % zufrieden geben. Weiters werden in der Schweiz Kooperationen zwischen UniversitĂ€ten und Unternehmen von der KTI gefördert, wĂ€hrend Forschungsförderungen fĂŒr Unternehmen unzulĂ€ssig sind. SchlieĂlich ist ein weiterer bedeutender Unterschied im liberalen Stiftungsrecht der Schweiz zu finden. Eine groĂe Anzahl gemeinnĂŒtziger Stiftungen investiert dort in die Forschung, ohne steuerpflichtig zu sein. ZusĂ€tzlich dĂŒrfen Firmen auch direkt von Stiftungen unterstĂŒtzt werden. Deswegen flieĂen in die Grundlagenforschung weit mehr Mittel als in die angewandte Forschung.
Grundlagenforschung ist integraler Bestandteil von wirksamen Innovationsökosystemen
Im Rahmen des ERA High-Level Workshops in Wien wurden Rahmenbedingungen definiert, die aus Sicht der Teilnehmer/innen fĂŒr ein funktionierendes âĂkosystem der Innovationâ maĂgeblich sind. Dazu zĂ€hlen enge Kooperationen aller involvierten Akteur/innen, die Anerkennung ihrer sich wechselseitig ergĂ€nzenden Rollen im Ăkosystem, die stĂ€rkere Nutzung geografischer NahverhĂ€ltnisse und die ausreichende Bereitstellung von Ressourcen. In der Europa 2020-Leitinitiative âInnovationsunionâ spricht die EU ebenfalls davon, âjedes Glied der Innovationsketteâ stĂ€rken zu wollen, âvon der risikoreichen Forschung bis zur Kommerzialisierungâ. Zudem wird die Notwendigkeit fĂŒr ein verbessertes Innovationsökosystem hervorgehoben, welches die Forschung enger mit der Industrie und den Endnutzer/innen verbindet. Dieses Ziel kann nur erreicht werden, wenn die Grundlagenforschung wirksamer in bestehende Strukturen integriert wird und partnerschaftliche Auseinandersetzungen von Unternehmer/innen, Wissenschafter/innen und Konsument/innen auf Augenhöhe gefördert werden. Zur UnterstĂŒtzung und Förderung von forschungsbasierten Innovationen, empfiehlt auch das Opinion Paper mit dem Titel Empowering Researchers to Provide Societal Value Towards Innovation Communities That Leverage Excellence-focused Research (Februar 2015) vom Engineering and Technical Sciences Committee von Science Europe die Installation von so genannten "Innovation Communities". Darin sollen Forscher/innen und Unternehmer/innen rund um ein gemeinsames Ziel â und zwar die Lösung von Problemen mit gesellschaftlicher Tragweite â zusammengebracht werden. Innovationsgemeinschaften sollen eine starke Schnittstelle zwischen Forschung und Wirtschaft einerseits sowie Politik und Zivilgesellschaft andererseits bilden. Erfolgreiche Innovationsgemeinschaften mĂŒssen die unterschiedlichen und sich wechselseitig ergĂ€nzenden und befruchtenden Rollen aller drei Akteur/innen anerkennen. Dass F&E-Investitionen einen zusĂ€tzlichen Mehrwert fĂŒr den jeweiligen Standort darstellen, und ein gesundes Innovationsökosystem die Bildung von Exzellenzclustern fördert, versteht sich von selbst. SchlieĂlich muss das Konkurrenzdenken um Förderungsgelder zugunsten eines partnerschaftlichen Ansatzes zwischen Grundlagenforschung, angewandter Forschung und der Industrie aufgegeben werden. Die einzelnen Glieder der Innovationskette, von der auf reinen Erkenntnisgewinn ausgerichteten Forschung ĂŒber die angewandte Forschung, die Produktentwicklung und die Kommerzialisierung dĂŒrfen sich nicht gegeneinander ausspielen lassen, sondern mĂŒssen sich gemeinsamen, im Schulterschluss miteinander fĂŒr ein wirkungsvolles Innovationsökosystem einsetzen. Die Kofinanzierung von Innovationsgemeinschaften durch die öffentliche Hand und Privatmittel steht auĂer Frage. Beide Quellen garantieren die StabilitĂ€t vereinbarter Rahmenbedingungen und HandlungsspielrĂ€ume fĂŒr alle involvierten Stakeholder, die fĂŒr eine gemeinsame Vision allerdings in unterschiedlichen Rollen arbeiten. Solche Innovationsökosysteme zu schaffen, ist eine echte Herausforderung, denn forschungsbasierte Innovationen benötigen stabile Rahmenbedingungen, damit sie gesamtgesellschaftlichen Mehrwert schaffen können. Bis sich langfristige Investitionen in die Grundlagenforschung in Umsatzsteigerungen einzelner Unternehmen am freien Markt widerspiegeln, können jedoch Jahre vergehen.
Der österreichische Wissenschaftsfonds stellt sich der Herausforderung
Innerhalb eines jeden funktionierenden Innovationsökosystems stellt die Grundlagenforschung eine tragende SĂ€ule dar. Innovation Leader zu sein ist ohne Grundlagenforschung nicht möglich. DarĂŒber mĂŒssen sich die Politik, Unternehmen und die Gesellschaft bewusst sein. Wer zur Gruppe der Innovation Leader aufschlieĂen möchte, muss radikale Innovationen durch eine starke Grundlagenforschung fördern und den kompetitiven Anteil der Forschungsfinanzierung erhöhen. Hier kommt der FWF ins Spiel. Der Wissenschaftsfonds ist Ăsterreichs zentrale Einrichtung zur Förderung der Grundlagenforschung. GegenwĂ€rtig finanziert der FWF die GehĂ€lter von rund 4.000 vor allem jungen Wissenschafter/innen. Dadurch, dass der FWF Forschungsmittel ausschlieĂlich im Wettbewerb nach internationalen QualitĂ€tsmaĂstĂ€ben vergibt, fungiert er zusĂ€tzlich als QualitĂ€tsfilter. Der Standort Ăsterreich hat durchaus das Potenzial, die weltweit besten Köpfe anzuziehen. Der Wissenschaftsfonds unterstĂŒtzt österreichische Forscher/innen darin, ihre internationale Karriere voranzutreiben und lĂ€dt internationale Wissenschafter/innen ein, nach Ăsterreich zu kommen. Die Ziele der FTI-Strategie sowie die Hoffnung, doch noch Innovation Leader zu werden, können nur durch die Optimierung unseres Innovationsökosystems, durch eine bessere Integration der Grundlagenforschung in bestehende Innovationsgemeinschaften und zusĂ€tzliche finanzielle Anstrengungen, sowohl von staatlicher als auch von privater Seite, erreicht werden. FWF-Programme fĂŒr risikoreiche Grundlagenforschung, interdisziplinĂ€re Programme, eine Neuauflage des Translational-Research-Programms sowie neue Exzellenzinitiativen sollten im Sinne der FTI-Strategie implementiert werden. Der FWF steht als Partner fĂŒr diese Herausforderung bereit.
Pascale Ehrenfreund ist PrĂ€sidentin des Wissenschaftsfonds FWF und designierte Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums fĂŒr Luft- und Raumfahrt (DLR). Die Astrophysikerin studierte Astronomie und Biologie/Genetik an der UniversitĂ€t Wien.