Österreich verfügt über verschiedene Programme, die eine nachhaltige Bodenbehandlung fördern – etwa Mais nicht auf den nackten Boden auszusäen. © Couleur / Pixabay

Die Zahl der Landwirtschaftsbetriebe ist seit Jahrzehnten rückläufig, viele Hoferben bewirtschaften ihre Äcker nicht mehr selbst, sondern verpachten sie. Zugleich sind die verbleibenden Betriebe dem Druck zur Expansion ausgesetzt, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Solche Betriebe pachten oft große Flächen, um sie zu bewirtschaften. Doch hat ein expansionsorientiertes Landwirtschaftsunternehmen überhaupt ein Interesse daran, Boden durch Nachhaltigkeitsmaßnahmen fruchtbar zu halten, statt ihn bestmöglich auszubeuten? Und müsste in diesem Fall nicht die Politik mit Maßnahmen gegensteuern?

Diesen zentralen Fragen hat sich eine Forschungsgruppe von der Universität für Bodenkultur Wien im Rahmen eines vom Wissenschaftsfonds FWF finanzierten Projekts gestellt. „Es war eine empirische Arbeit“, erklärt Projektmitarbeiterin Heidi Leonhardt. Man habe mit verschiedenen Datensätzen gearbeitet. „Wenn Landwirtschaftsbetriebe Förderungen beantragen, müssen sie angeben, was sie auf ihren Feldern anbauen. Dazu gibt es auch Informationen über die Bodenbeschaffenheit, etwa die Hangneigung, oder darüber, ob Flächen gepachtet oder im Eigentum der bewirtschaftenden Betriebe sind“, erläutert die Forscherin. Insgesamt umfassen die Daten zum Ackerland über 400.000 Felder und 60.000 Betriebe in Österreich.

Maisanbau als Indikator

Über Nachhaltigkeitsmaßnahmen hingegen habe man wenig direkte Informationen, sehr wohl aber darüber, was angebaut werde. Das Forscherteam versuchte vor allem „Wide Row Crops“ zu identifizieren, also Pflanzen wie Mais, die mit weiten Abständen angebaut werden. „Da geht es um die Erosion zwischen den Reihen. Wenn Mais ausgesät wird, ist der Boden relativ lang unbedeckt, und auch bis der Mais hoch ist, ist der Boden lange Zeit der Witterung ausgesetzt“, erläutert Leonhardt. Dabei haben die Forschenden einen Zusammenhang zwischen Verpachtung und Anbau von Wide Row Crops festgestellt. „Das Fazit ist, vereinfacht gesagt, dass auf Pachtflächen mehr Mais angebaut wird“, sagt Leonhardt. Das liege aber nicht daran, dass gepachtete Flächen von den Betrieben anders behandelt würden. Diese machten nämlich keinen Unterschied zwischen ihren eigenen Flächen und solchen, die sie pachteten. Vielmehr wird die Fläche genutzt, um mehr Ertrag zu generieren. Das heißt, so Leonhardt: „Betriebe, die mehr pachten, bauen mehr Mais an.“

„Generell arbeiten Betriebe, die mehr pachten, wirtschaftlicher“, wie Projektleiter Klaus Salhofer ergänzt. Das ließ sich feststellen, als sein Team einen Datensatz von 150 Ackerbaubetrieben untersuchte, von denen genaue Buchführungsdaten vorhanden waren. Die wirtschaftlichsten Landwirtschaften wurden identifiziert und die anderen daran gemessen. „Dabei zeigt sich tatsächlich, dass Betriebe, die mehr pachten, wirtschaftlich effizienter sind, aber im Hinblick auf Bodenerosion schlechter abschneiden“, so der Ökonom.

Steuerungsmöglichkeiten für die Politik

Um die genauen Zusammenhänge zu beleuchten und Betriebe in ihrer Motivation zu unterscheiden, wurden auch Befragungen durchgeführt. Es ging darum, in der Landwirtschaft tätige Menschen in verschiedene Typen einzuteilen, wie Leonhardt erklärt: „Es gibt eine Gruppe, die einen umweltbewussten Umgang mit dem Boden pflegt, eine, der wirtschaftlicher Erfolg wichtig ist, eine, die ihren Auftrag darin sieht, Nahrungsmittel für die Welt zu produzieren, und eine, die besonderen Fokus auf Freiheit und Selbstbestimmtheit legt.“ Dabei wurde auch untersucht, inwieweit diese Gruppen an Agrarumweltprogrammen teilnehmen.

Österreich verfügt über verschiedene solcher Programme, die eine nachhaltige Bodenbehandlung fördern – etwa Mais nicht auf den nackten Boden auszusäen, sondern auf die nicht verrotteten organischen Reste der auf dem Feld angebauten Vorgängerkultur. Es zeigte sich, dass naturbewusste Betriebe mehr an solchen Programmen teilnehmen als der Durchschnitt, wirtschaftlich orientierte hingegen weniger. Klaus Salhofer betont, dass es darum gehe, herauszufinden, wie die Politik am besten steuernd eingreifen kann: „Wenn die Landwirtschaftsbetriebe verschiedene Einstellungen haben, kann man sie unterschiedlich motivieren, an Programmen teilzunehmen.“ Für manche könnte ein monetärer Anreiz richtig sein, für andere könnte Beratung wichtiger sein.

Langfristige Verträge

Generell ist ein hohes Umweltbewusstsein aller Betriebe feststellbar, auch der wirtschaftsorientierten, so die beiden Forschenden. Eine Situation wie in Tschechien oder Deutschland, wo riesige Flächen auf einmal verpachtet und bewirtschaftet werden und teilweise Investoren ohne Bezug zur Landwirtschaft im Spiel sind, sei in Österreich noch in weiter Ferne, geben die Forschenden Entwarnung. „Viele Flächen werden unter Familienmitgliedern verpachtet. Manchmal hat pro Firma die Frau den Grund an den Mann verpachtet. Und die meisten sind sich relativ sicher, dass ihre Pacht langfristig ist“, sagt Leonhardt. Generell hätten Pachtverträge in Österreich eine relativ lange Laufzeit. Es gibt also kaum Interesse, den Boden auf kurzfristigen Profit hin auszubeuten und langfristige Folgen zu riskieren, so das Fazit nach Auswertung der Fragebögen.

Das auf drei Jahre ausgelegte und 2021 abgeschlossene Projekt war Teil einer Forschungskooperation der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), an der neben Salhofers Team von der Universität für Bodenkultur sechs weitere Universitäten aus Deutschland teilnahmen. Der österreichische Teil des Projekts wurde vom Wissenschaftsfonds FWF finanziert, die Laufzeit wurde kürzlich um drei Jahre verlängert.

Die Pflege und Erhaltung von Ackerboden hat eine gesellschaftspolitische Dimension, die zuletzt im Zusammenhang mit Bodenversiegelung vermehrt ins Rampenlicht gerückt ist. Auf die Frage hin, ob Österreich in Zukunft in der Lage sein wird, die Ernährung seiner Bevölkerung selbst sicherzustellen, beruhigt Klaus Salhofer: „Tatsache ist, dass die landwirtschaftliche Produktivität gestiegen ist, obwohl die Fläche zurückgegangen ist. Wenn der Selbstversorgungsgrad bei Getreide oder Ölsaaten zurückgeht, hat das auch damit zu tun, dass wir immer mehr Fleisch und Milch produzieren und Österreich bei diesen Produkten ein Exporteur ist“, so der Ökonom. Besonders Mais werde als Futtermittel angebaut.

Zu den Personen

Klaus Salhofer ist Agrarökonom am Institut für Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung an der Universität für Bodenkultur Wien. Er interessiert sich besonders für die quantitative Behandlung ökonomischer Fragestellungen im Zusammenhang mit dem Landwirtschafts- und Lebensmittelsektor. Er ist Vorstandsmitglied der Europäischen Vereinigung der Agrarökonomen und der Nationalökonomischen Gesellschaft.

Heidi Leonhardt ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung an der Universität für Bodenkultur Wien. Sie interessiert sich für Agrarökonomie, Agrarsoziologie und nachhaltiges Wirtschaften.

Publikationen

Eder A., Salhofer K. and Scheichel E.: Land tenure, soil conservation, and farm performance: an eco-efficiency analysis of Austrian crop farms, in: Ecological Economics 2021

Leonhardt H., Braito M. and Penker M.: Why do farmers care about rented land? Investigating the context of farmland tenure, in: Journal of Soil and Water Conservation 2021

Leonhardt H., Penker M. and Salhofer K.: Do farmers care about rented land? A multi-method study on land tenure and soil conservation, in: Land Use Policy 2019