Oxford – altehrwürdig und hochmodern
Als ausgebildeter Psychologe interessiert mich, wie der Mensch denkt, oder genauer gesagt, wie das Gehirn Informationen verarbeitet. Besonders beschäftigt mich die Frage, was es dem Menschen ermöglicht, die Gedanken und Absichten anderer Personen erfolgreich einzuschätzen –, was in der Wissenschaft unter dem Begriff „Theory of Mind“ erforscht wird. Wie alltagsrelevant diese „soziale Intelligenz“ ist, zeigt sich bei psychischen Störungsbildern wie zum Beispiel der Autismus-Spektrum-Störung, Alexithymie, auch Gefühlsblindheit genannt, und bei bestimmten Persönlichkeitsstörungen. Heute ist bekannt, dass hier immer auch eine Veränderung in Hirnstruktur und Hirnfunktion vorliegt.
Der Fingerabdruck der sozialen Intelligenz
Aktuell geht es in meiner Forschung darum, mittels Magnetresonanztomographie (MRT) den „konnektionalen Fingerabdruck“ der sozialen Intelligenz im Gehirn zu identifizieren. Das heißt, jenes Muster an Verschaltungen (Faserbündeln) zwischen Arealen zu finden, welches die individuelle Fähigkeit zu sozialem Denken bestimmt. Das kann in Zukunft dabei helfen, Störungsbilder anhand von Abweichungen in diesen Verschaltungen besser zu verstehen. Dieses Wissen ist auch vor dem Hintergrund wichtig, dass das Erlernen von neuem Verhalten, wie inzwischen mehrfach gezeigt wurde, mit einer „Neuverschaltung“ einhergeht.
Aufbruch zu neuen Ufern
Internationaler Austausch ist in meinem Bereich inzwischen essenziell. Nachdem ich mein Doktorat und meine ersten Postdoc-Jahre in Salzburg verbracht habe, war es für mich der richtige Zeitpunkt, ins Ausland zu gehen. Heute bin ich froh darüber, den Schritt gewagt zu haben, mich in Oxford zu bewerben. Die Idee dafür entstand aufgrund eines Hinweises in einem anonymen Gutachten, das ich zu einem meiner Artikel erhalten hatte. Ich weiß bis heute nicht, wer mir diesen Tipp gegeben hat, aber vielen Dank dafür! Dass Oxford zu einer der renommiertesten Universitäten der Welt zählt, hat sein Übriges zu meiner Entscheidung beigetragen.
Universität Oxford – Schmelztiegel der Kulturen
Wer an der Universität Oxford arbeitet, bewegt sich in einem außerordentlich fördernden Umfeld. Die Gruppe zu der ich gehöre hat über 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Viele davon haben bereits an international renommierten Unis studiert oder gearbeitet, etwa in London, Paris, Berlin, Tokio und Nijmegen (NL). Das ergibt eine enorme Expertise, ist aber auch kulturell spannend. Nicht zuletzt entwickelt sich aus einer solchen internationalen Zusammenarbeit in der Gruppe schnell ein großes Netzwerk von Kolleginnen und Kollegen, das über die Zeit des Stipendiums hinauswirkt.
In Kontakt bleiben
Von Oxford nach Salzburg kommt man via London überraschend schnell. Das erlaubt mir regelmäßig meine Heimat zu besuchen, und auch in Kontakt mit den Kolleginnen und Kollegen vor Ort zu bleiben. Ich hatte in Salzburg das Glück, mit Josef Perner einen brillanten Mentor zu haben. Außerdem ist das Zentrum für Kognitive Neurowissenschaften der Universität Salzburg in den vergangenen Jahren rasant gewachsen. Heute präsentiert es sich als international sichtbare Forschungseinheit. Daher freue ich mich auch schon darauf, in meiner Rückkehrphase wieder an meiner Stammuni zu forschen.
Ankommen in Oxford – the gentle way
Die vielbesagte englische Höflichkeit gibt es übrigens definitiv. Am Anfang wird einem viel nachgesehen, man wird akzeptiert statt zurechtgewiesen. Oxford ist zudem eine wunderbare Stadt mit hoher Lebensqualität, viel Grünland und einem vielfältigen kulturellen Angebot. Leider bewahrheitet hat sich, dass Wohnraum hier knapp und richtig teuer ist.
Danke für das Schrödinger-Stipendium
Für mich steht fest, dass ich die Zeit hier in Oxford auf keinen Fall missen möchte, und dass das Erwin-Schrödinger-Stipendium eine wegweisende Erfahrung ist. Ich bin dem FWF zu großem Dank verpflichtet, mir das ermöglicht zu haben. Und ich kann Oxford absolut weiterempfehlen!