Partizipation und innovative Modelle fördern
Besonders zwiespältig ist diese Entwicklung im Bereich der Interessenvertretung. Eine effektive Interessenvertretung – auch für benachteiligte Gruppen und Umweltschutz – muss immer professioneller organisiert werden, um politisch wirksam zu sein. Dies geht nicht selten zulasten demokratischer Strukturen innerhalb der Organisationen, was insgesamt zu einer Verengung der Erfahrungsräume führt, in denen Menschen lernen, wie gemeinsames Handeln mit Kompromissen und Selbstorganisation funktioniert.
Selbstkritisch meint die Forscherin, dass partizipative Methoden, die nicht mit übermäßigem Aufwand verbunden sind, in der Lehre stärker vermittelt werden sollten. Die Praxis reagiert, wie so oft, schneller, denn sie steht unter Erfolgsdruck. Innovative Organisationen lernen aus ihren Schwierigkeiten und entwickeln Modelle, die sowohl auf partizipativen und transparenten Beteiligungsmöglichkeiten basieren als auch die zeitlichen und finanziellen Ressourcen der Organisationen schonen.
Gemeinnützige Arbeit als Prophylaxe gegen Demokratieabbau
Wenn Non-Profit-Organisationen Demokratie auch intern leben, entsteht der größte Nutzen nicht für die Organisation selbst, sondern für die Gesellschaft als Ganzes und die beteiligten Individuen. Es gibt also positive externe Effekte. Menschen, die sich ehrenamtlich oder beruflich in demokratischen Strukturen engagieren, sind tendenziell glücklicher. Und sie entwickeln mehr demokratische Kompetenzen und Einstellungen, was die Gesellschaft insgesamt stärkt. In Zeiten politischer Polarisierung kommt den Non-Profit-Organisationen als „Schulen der Demokratie“ daher eine entscheidende Rolle zu. „Eine vielfältige und demokratisch organisierte Zivilgesellschaft wirkt wie ein Immunsystem gegen autoritäre Entwicklungen“, so die Expertin.
Zur Person
Die Wirtschaftswissenschaftlerin Florentine Maier ist Leiterin des Forschungsinstituts für Kooperation und Genossenschaften und Senior Researcher am Institut für Nonprofit Management und Governance an der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien. Sie forscht zu den gesellschaftlichen Auswirkungen demokratischer und betriebswirtschaftlicher Formen des Organisierens. Im Rahmen des Civic Life of Cities Lab untersucht sie Zivilgesellschaft in Städten. Sie lehrt funktionsübergreifendes Management und Nonprofit Management.
Publikationen
Hohensinn L., Litofcenko J., Maier F., Cornips L.: Talking the Talk, or Walking the Walk? How Managerial Practices Relate to Nonprofit Organizations’ Role as Schools of Democracy, in: Nonprofit and Voluntary Sector Quarterly 2024
Terzieva B., Burkart C., Maier F., Meyer M.: Democracy and Management: Organizational Practices and Nonprofits’ Contributions to Society, in: Nonprofit and Voluntary Sector Quarterly 2024