Elisabeth Varga
Erwin-Schrödinger-Stipendiatin Elisabeth Varga unterwegs in Dänemark, hier beim Møns Klint. © privat

Interdisziplinarität war ein wesentlicher Grund für meine Entscheidung, an der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) „Safety in the Food Chain“ zu studieren. Am Analytikzentrum des IFA-Tulln der BOKU konnte ich während meiner Dissertation im „Christian Doppler Labor für Mykotoxin-Metabolismus“ an zahlreichen Projekten zu sekundären Stoffwechselmetaboliten von Pilzen (Mykotoxinen) mitarbeiten. Mein Erwin-Schrödinger-Projekt baut nun auf einer Kooperation zwischen dem Institut für Biotechnologie und Biomedizin der Technical University of Denmark (DTU) und der meeresbiologischen Sektion der University of Copenhagen (KU) auf und verknüpft Chemie mit Biologie.

HABs

Das Projekt brachte für mich nicht nur einen Wechsel des Arbeitsumfeldes, sondern bedeutete auch, wissenschaftliches Neuland zu betreten. Meine Erfahrungen mit Mykotoxinen galt es auf fischtoxische Phykotoxine zu übertragen. Diese toxischen Substanzen werden von mikroskopisch kleinen Algen produziert und sind noch relativ wenig erforscht. Bei schädlichen Algenblüten (harmful algal blooms – HABs) treten diese Mikroalgen in großer Anzahl auf und können in kurzer Zeit ganze Fischpopulationen ausrotten. Vorrangiges Ziel meines Projektes ist es, die Toxine zu identifizieren, aufzureinigen und zu charakterisieren. In weiterer Folge sollen quantitative Methoden zur Verfügung gestellt und die spezifische Toxizität getestet werden. Die analytische Hauptarbeit findet dabei an der DTU in Kongens Lyngby statt, rund 15 Kilometer nördlich von Kopenhagen.

Hamlets Schloss

Ein wesentlicher Teil meiner Arbeit besteht aber auch in der Anzucht von Algen unter kontrollierten Bedingungen an der meeresbiologischen Sektion der KU in Helsingør. Mein Weg zum Institut führt dabei an der Festung „Kronborg Slot“ vorbei, dem Schauplatz von Shakespeares Hamlet. Das Labor mit Blick über den Hafen auf das weniger als fünf Kilometer entfernte Schweden hat einen speziellen Charme.

Hygge

Als ich vor einigen Jahren im Rahmen von Erasmus ein halbes Jahr an der KU studierte, kannte kaum jemand das dänische Wort „Hygge“ als Ausdruck für die spezifische dänische Gemütlichkeit. Mittlerweile wurde der Begriff so populär, dass er sogar in den Duden aufgenommen wurde. Zum Beispiel bringt im Rahmen unseres Kuchenklubs jede Woche ein anderes Institutsmitglied selbst gebackenen Kuchen mit. Zu Hygge zählt aber auch die Vorliebe der Dänen für Design.

Die spezielle Atmosphäre in Dänemark ergibt sich auch aus der Vielzahl an kulturellen Möglichkeiten, von den Wikingern im Nationalmuseum bis zur modernen Kunst in Louisiana, und der einzigartigen Natur: Die Kreideklippen von Møns Klint oder die Wanderdüne Rubjerg Knude, auf der ich im Sommer einen Sandsturm miterlebte, sind nur zwei von vielen „Naturattraktionen“. In Dänemark wirklich angekommen ist man aber erst, wenn man mindestens ein Fahrrad besitzt und damit dem Wetter trotzt. Vergangenen Winter gab es ungewöhnlich oft Schnee (nur einige Zentimeter), die Fahrradwege wurden aber besser und schneller geräumt als die Fußwege.

Ausblick

Ich bin sehr dankbar, dass mir das Erwin-Schrödinger-Stipendium ermöglicht, ein zwar verwandtes, aber doch neues Forschungsgebiet zu bearbeiten, ohne den Kontakt zu meinem Heimatinstitut zu verlieren. Im August 2018 werde ich für ein Jahr an die BOKU zurückkehren.