Junge Forscherin in weißer Bluse vor Mikroskop
Die Altersforscherin Corina Madreiter-Sokolowski nĂŒtzt neueste Technologien wie die hochauflösende Fluoreszenzmikroskopie, um neue AnsĂ€tze fĂŒr Anti-Aging-Strategien zu finden. © MedUni Graz

Die Weltgesundheitsorganisation geht davon aus, dass sich die weltweite Anzahl der ĂŒber 60-JĂ€hrigen von 2015 bis 2050 verdoppeln wird. Eine höhere Lebenserwartung bedeutet aber auch eine Zunahme an Krankheiten wie Krebs, kardiovaskulĂ€ren und neurodegenerativen Erkrankungen. In Österreich liegt die gesunde Lebenserwartung derzeit bei etwa 64 Jahren. Weltweit suchen Forschende nach Faktoren, diese Zeitspanne zu verlĂ€ngern. Aber was hat der und die Einzelne wirklich selbst in der Hand in Bezug auf das Altern? Sehr viel, sagt die Altersforscherin Corina Madreiter-Sokolowski: „75 Prozent davon, wie wir altern, ist auf den Lebensstil bzw. auf die Umweltfaktoren zurĂŒckzufĂŒhren, 25 Prozent auf die Genetik. Das heißt: Wir können sehr viel ĂŒber den Lifestyle machen, sind aber manchmal auch unseren Genen ausgeliefert.“

Rote Traube

Die Molekularbiologin der Medizinischen UniversitÀt Graz untersucht die komplexen Alterungsmechanismen und das lebensverlÀngernde Potenzial von bestimmten Substanzen. Wirkstoffen wie Resveratrol oder Katechinen wird schon lange eine positive Rolle bei körperlichen Alterungsprozessen zugeschrieben. Resveratrol ist etwa in der Schale von roten Trauben und daher auch in Rotwein enthalten. Eine Empfehlung zum Trinken von Rotwein ist laut Madreiter-Sokolowski allerdings nicht daraus abzuleiten, denn der Stoff sei nur in solch geringer Dosis darin enthalten, dass man bei den zu trinkenden Mengen wohl eher an einer Leberzirrhose sterbe. Resveratrol ist aber auch in Heidelbeeren, Preiselbeeren und Kakao enthalten. Also einfach ein paar Heidelbeeren tÀglich essen? So einfach ist es leider nicht. Studien belegen zwar die lebensverlÀngernde Wirkung dieser Inhaltstoffe, aber die kritische Frage ist, wie viel davon tatsÀchlich vom Körper aufgenommen wird, also in die Zellen kommt.

Zur Person

Corina Madreiter-Sokolowski ist Professorin fĂŒr molekulares Altern an der Medizinischen UniversitĂ€t Graz, wo sie derzeit eine 13-köpfige Forschungsgruppe am Gottfried Schatz Forschungszentrum fĂŒr zellulĂ€re Signaltransduktion, Stoffwechsel und Altern leitet.

„75 Prozent davon, wie wir altern, ist auf den Lebensstil zurĂŒckzufĂŒhren.“ Corina Madreiter-Sokolowski

Wie die Stoffe in die Zelle kommen

Genau hier setzt die Molekularbiologin mit ihrer Forschung an. Mit einem vom FWF geförderten Projekt sucht sie gezielt nach Wirkstoffen, die einerseits tatsĂ€chlich von den Zellen aufgenommen werden, andererseits in einer Formulierung verfĂŒgbar sind, die fĂŒr die Allgemeinbevölkerung vertrĂ€glich ist, das heißt einfach eingenommen werden kann. Weiters geht es um die Frage, ab wann man diese Wirkstoffe am besten zu sich nimmt, ob bereits im mittleren Alter oder erst ab 60 Jahren. Das sind lauter offene Fragen.

Erkenntnisse vom Fadenwurm sind auf Menschen ĂŒbertragbar

Getestet werden potenzielle lebensverlĂ€ngernde Wirkstoffe zunĂ€chst bei zellulĂ€ren Alterungsmodellen sowie in FadenwĂŒrmern. Der ein Millimeter lange Wurm eignet sich besonders als Modellorganismus fĂŒr die Alternsforschung, denn er lebt nur 30 Tage, was Wirkstofftests enorm beschleunigt. Außerdem erlaubt sein durchsichtiger Körper mittels Fluoreszenzmikroskopie die direkte und genaue Beobachtung, wie sich die Wirkstoffe im Organismus bewegen und was sie bewirken.

Die Erkenntnisse am Fadenwurm sind laut der Expertin durchaus ĂŒbertragbar auf den Menschen, denn 60 bis 80 Prozent seiner Proteine kommen auch im menschlichen Körper vor. Dank der Versuche in zellulĂ€ren Alterungsmodellen und im Fadenwurm gelang es der Wissenschaftlerin zu entschlĂŒsseln, was Stoffe wie Resveratrol oder Katechine genau in den Zellen bewirken, wie sie also den Alterungsprozess des Gesamtorganismus verlangsamen, die Fitness verbessern und somit das Leben verlĂ€ngern.

Mikriskopische Aufnahme von FadenwĂŒrmern (Caenorhabditis elegans)
Getestet werden neue Wirkstoffe an FadenwĂŒrmern (Caenorhabditis elegans). Die Erkenntnisse am ein Millimeter langen Wurm sind durchaus auf den Menschen ĂŒbertragbar, denn 60 bis 80 Prozent seiner Proteine kommen auch im menschlichen Körper vor. © MedUni Graz

Warum wir altern

Beide Substanzen modulieren die Mitochondrien, die Energiekraftwerke in unseren Zellen. Wenn wir altern, hĂ€ufen sich sogenannte seneszente Zellen. Das sind Zellen, die in einen Ruhezustand gehen und sich nicht mehr teilen. „Das ist eigentlich ein Schutzmechanismus des Körpers, denn wĂŒrden sich die alten Zellen so schnell teilen wie junge, wĂŒrden sich Mutationen hĂ€ufen und Krebs entstehen“, erlĂ€utert Madreiter-Sokolowski. Durch diesen Schutzmechanismus entsteht allerdings ein neues Problem: Die ruhiggestellten Zellen geben EntzĂŒndungsmediatoren ab und diese schĂ€digen ihre Zellumgebung. Hier setzen Substanzen wie zum Beispiel Resveratrol an: „Sie ĂŒberladen die Mitochondrien der alten Zellen mit Kalzium, was diese in den Zelltod treibt. Das verhindert EntzĂŒndungsprozesse, die von alten Zellen ausgehen“, erklĂ€rt die Expertin.

15 Jahre zum Medikament

Trotz der vielversprechenden Ergebnisse dauert es bis zu 15 Jahre, bis eine im Labor als Wirkstoff identifizierte Verbindung schließlich als Medikament zugelassen ist. Viele der Anti-Aging-Wirkstoffe werden als NahrungsergĂ€nzungsmittel angeboten, das heißt, fĂŒr diese gibt es kein Wirkversprechen. FĂŒr jeden Medikamentenwirkstoff muss im Gegensatz dazu durch klinische Studien, deren Ergebnisse von der EuropĂ€ischen Arzneimittel-Agentur (EMA) evaluiert werden, sowohl Sicherheit, Effizienz, aber auch eine Wirkung bestĂ€tigt werden, die sich vom Placeboeffekt abhebt.

„Von 5.000 Wirkstoffkandidaten schaffen es fĂŒnf in die klinische Testung am Menschen und davon einer zur Zulassung.“ Corina Madreiter-Sokolowski

Langwierige Wege zum Medikament

Der Weg zu einem zugelassenen Medikament ist langwierig und folgt einem stufenweisen Auslesesystem: „Wirkstoffe werden zuerst immer in zellulĂ€ren Modellen gescreent, dann in Modellorganismen wie FadenwĂŒrmern und erst danach in Tierversuchen mit MĂ€usen. Von 5.000 Wirkstoffkandidaten, die wir in der Vorklinik austesten, schaffen es im Endeffekt fĂŒnf in die klinische Testung am Menschen. Und von diesen fĂŒnf schafft es tatsĂ€chlich nur einer zur Zulassung“, beschreibt Madreiter-Sokolowski den langen Weg der Auslese. Deshalb sei es auch entscheidend, gute Modelle zu haben, an denen Mechanismen gut aufgeschlĂŒsselt werden können. Es gehe um Effizienz und Sicherheit. „Man muss vorweg viel leisten, sonst verliert man die besten Wirkstoffkandidaten“, sagt die Expertin.

Kalorienrestriktion

Inzwischen bleiben, so die Forscherin, altbekannte Mittel zur Verzögerung des Alterungsprozesses, zum Beispiel die Kalorienrestriktion. Bei einer Kalorienrestriktion, die tatsÀchlich mit einer LebensverlÀngerung einhergehen soll, spricht man laut der Expertin von lediglich 15 Prozent des individuellen Tagesbedarfs.

Positive Wirkungen auf den Organismus

Bereits in den 1930er-Jahren hat man beobachtet, dass Ratten, deren Futterration reduziert wurde, bessere Gesundheitsparameter aufwiesen als jene Artgenossen, die ohne EinschrĂ€nkung fressen konnten. Die positiven Effekte der Kalorienreduktion sind vielfĂ€ltig: „Es sinken Body-Mass-Index, Blutdruck, Herzrisikomarker, der Level der SchilddrĂŒsenhormone und die metabolische AktivitĂ€t der Körperzellen. Dadurch sparen unsere Zellen Energie und leben lĂ€nger, was sich positiv auf den Gesamtorganismus auswirkt“, so die Altersforscherin.

„Über 100-JĂ€hrige halten oft lebenslang eine leicht kalorienreduzierte DiĂ€t ein.“ Corina Madreiter-Sokolowski

Langlebigkeitsfaktor FOXO

Warum das so ist, konnte bereits in den 1980er-Jahren am Fadenwurm entschlĂŒsselt werden. Kalorienrestriktion aktiviert den Transkriptionsfaktor FOXO3. Eine besonders aktive Form dieses Proteins hat man auch in HundertjĂ€hrigen gefunden. „Das FOXO3 ist tatsĂ€chlich assoziiert mit Langlebigkeit. Studien haben gezeigt: In sogenannten Blue Zones, jenen Zonen der Erde, wo besonders viele ĂŒber 100-JĂ€hrige leben, wird oft eine leicht kalorienreduzierte DiĂ€t ein Leben lang eingehalten“, berichtet Madreiter-Sokolowski.

Fasten als Jungbrunnen

Eine weitere gesundheitsfördernde, wissenschaftlich nachgewiesene Methode ist das intermittierende Fasten: Die Wissenschaft geht davon aus, dass ab etwa 14 bis 16 Stunden ohne Nahrungszufuhr die sogenannte Autophagie – der Selbstmord der alten Zellen –angetrieben wird, das heißt, dass geschĂ€digte Zellen und Zellbestandteile entsorgt werden. Dadurch werden einerseits Ressourcen gespart, andererseits wird verhindert, dass sich alte Zellen anhĂ€ufen und umliegende junge Zellen schĂ€digen. Die Kurzzeitwirkung des Intervallfastens ist wissenschaftlich nachgewiesen. Daten zur Langzeitwirkung gibt es jedoch noch nicht. „Wir wissen nicht, ob man es in regelmĂ€ĂŸigen AbstĂ€nden machen muss, gar ein Leben lang oder ob es alle paar Jahre reicht“, so Madreiter-Sokolowski.

Körpereigene Abwehr stÀrken

Ein weiterer wichtiger Effekt von Kalorienreduktion und Sport konnte wissenschaftlich nachgewiesen werden: Beides steigert die körpereigene Abwehr gegen sogenannte Sauerstoffradikale. Reaktive Sauerstoffspezies (ROS) entstehen zum Beispiel beim Rauchen oder durch UV-Strahlung und können sogenannten oxidativen Stress auslösen, der mit der Entstehung vieler Krankheiten wie Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Zusammenhang gebracht wird. „Gleichzeitig brauchen wir diese Sauerstoffradikale aber auch, um Signalwege anzusteuern“, nennt die Biochemikerin das Dilemma. In einem weiteren vom FWF finanzierten Projekt untersucht Madreiter-Sokolowski, wie Kalzium die Sauerstoffradikale in den Mitochondrien modulieren und somit die körpereigene Abwehr stĂ€rken kann.

SchilddrĂŒsenhormone und Krebs

Um altersbedingte Erkrankungen wie Krebs geht es in einem weiteren vom FWF finanzierten Projekt, in dem das Forschungsteam um Madreiter-Sokolowski untersucht, wie SchilddrĂŒsenhormone die Kalziumhomöostase in den Krebszellen verĂ€ndern. „Denn wir wissen, dass Menschen, die ĂŒber lĂ€ngere Zeit einen hohen SchilddrĂŒsenhormonlevel aufweisen, ein erhöhtes Risiko haben, an bestimmten Krebsarten zu erkranken“, so die Forscherin.

Vom Piano zur Pharmazie 


Dass die heute 34-JĂ€hrige einmal eine glĂŒhende Forscherin sein wĂŒrde, war alles andere als geplant. Aufgewachsen im Pinzgau in einem kleinen Ort an der Großglocknerstraße „weit weg von der Welt der Wissenschaft“, ist ihr Plan zunĂ€chst, KlavierpĂ€dagogin zu werden. Als SechsjĂ€hrige entdeckt sie das Klavier, verbringt viele Stunden ihrer Kindheit und Jugend tĂ€glich mit Üben und pendelt als Gymnasiastin von Zell am See nach Salzburg, um Klavierunterricht zu nehmen.

Irgendwann merkt sie jedoch, dass sie im Zug lieber BiologiebĂŒcher liest, als sich mit musikwissenschaftlichen Abhandlungen zu beschĂ€ftigen. Als ausdauersportbegeisterte SchĂŒlerin interessiert sie sich fĂŒr den Energiestoffwechsel und schreibt ihre vorwissenschaftliche Arbeit ĂŒber Mitochondrien. Mit 17 Jahren beschließt sie schließlich „schweren Herzens“, ihrer Leidenschaft zu folgen und Zellbiologie zu studieren – zum Entsetzen ihrer Eltern. „Zellbiologie ist weit von jeder RealitĂ€t, in der ich aufgewachsen bin“, schildert sie. Sie folgt dem elterlichen Rat, doch lieber Pharmazie zu studieren, denn da könne man noch immer in der Apotheke arbeiten. Eine Wahl, die sie heute als „goldrichtig“ bezeichnet, denn im Pharmaziestudium habe sie sehr viel ĂŒber Zellbiologie gelernt und sich daneben auch ein medizinisches Basiswissen aneignen können.


 und zur Molekularbiologie

Ihr Weg zum Doktorat fĂŒhrt sie an die Medizinische UniversitĂ€t Graz, es folgen Postdoc-Forschungsaufenthalte in Paris und Stockholm. Der vom FWF ĂŒber ein Schrödinger-Stipendium finanzierte zweijĂ€hrige Forschungsaufenthalt an der ETH ZĂŒrich wird prĂ€gend fĂŒr ihre weitere Wissenschaftslaufbahn: Hier beginnt sie am Fadenwurm zu forschen. Mit dem Schrödinger-RĂŒckkehr-Programm des FWF kommt sie 2020 an die Medizinische UniversitĂ€t Graz, bekommt eine Tenure-Track-Professur und 2022 schließlich eine assoziierte Professur. Mit gerade einmal 34 Jahren fĂŒhrt sie eine 13-köpfige Arbeitsgruppe und leitet insgesamt vier vom FWF geförderte Forschungsprojekte. Wie schafft man das?

Zielstrebig sein, Chancen nutzen, UnterstĂŒtzung suchen

„Ich habe schnell und emsig studiert, jede Chance genutzt und hatte ein förderndes Umfeld, aber auch das GlĂŒck, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein“, fasst die junge Wissenschaftlerin zusammen. Freilich: Ohne diesen Biss, die Zielstrebigkeit, KreativitĂ€t und einen Hang zur Perfektion wĂ€re sie wohl heute nicht da, wo sie ist.

Was sie jungen Kolleginnen außerdem rĂ€t? Nicht zu lange vorplanen, denn es komme ohnedies oft anders, als man denkt. Aber sich qualifizieren, Mentor:innen suchen und sich ein förderndes Umfeld schaffen – auch im Privatleben. „Man muss eine Partnerin oder einen Partner finden, der selbst fĂŒr etwas brennt und VerstĂ€ndnis fĂŒr einen hat. Das ist oft die grĂ¶ĂŸere Herausforderung“, sagt sie. Sie selbst hatte dabei GlĂŒck und einen Partner, der sie in allem unterstĂŒtzt. Etwas, das allerdings in unserer Gesellschaft noch nicht wirklich goutiert werde und wofĂŒr er sich immer wieder rechtfertigen mĂŒsse.

„Die Kinder erwarten einen Ă€lteren Mann. Wenn stattdessen eine junge Frau kommt, bricht schon das Eis.“ Corina Madreiter-Sokolowski

Junge Frau statt alter Mann

Neben der Forschung ist Madreiter-Sokolowski auch die Wissenschaftsvermittlung ein wichtiges Anliegen. In den letzten zwei Jahren war sie als Wissenschaftsbotschafterin des OeAD in vielen Schulen unterwegs und machte sehr hĂ€ufig die Erfahrung, wie ihre Erscheinung das Bild von Wissenschaft in den Köpfen der Kinder verĂ€ndert. „Die Kinder erwarten einen Ă€lteren Mann und dann kommt eine junge Frau herein. Man sieht richtig, wie sich ein Schalter in ihren Gehirnen umlegt. Das Eis bricht, die Kinder sind gleich viel offener und duzen mich“, erzĂ€hlt sie. Viele fragen die Wissenschaftlerin nach ihrem beruflichen Weg. Hier gerade auch fĂŒr MĂ€dchen ein Role-Model zu sein, ist der Salzburgerin besonders wichtig. Deshalb fokussierte sie besonders auf Schulen mit einem hohen MĂ€dchenanteil. Frauenförderung ist fĂŒr sie nach wie vor ein dringendes Anliegen. „Wir haben an den UniversitĂ€ten noch immer das Problem, dass viele Frauen nach dem Doktorat wegbrechen und gut ausgebildet in schlechter bezahlten Jobs enden“, sagt sie.

SchĂŒlerinnen und SchĂŒler im Labor
Als Wissenschaftsbotschafterin des OeAD bringt die Forscherin Wissenschaft in Schulen. Die Kinder und Jugendlichen lernen dabei nicht nur etwas ĂŒber Zellen und Mikroskopieren, sondern zudem: Forschende sind auch junge Frauen. © MedUni Graz

Junge Entdecker:innen

Anfang Juni 2024 startete das vom FWF finanzierte Wissenschaftskommunikationsprojekt „Alterungsforschung Hands-On“ fĂŒr 14- bis 16-jĂ€hrige SchĂŒler:innen an peripheren Schulen. Die Jugendlichen können beispielsweise mikroskopieren und machen Wirkstofftests an FadenwĂŒrmern. Das Ziel ist, Kontakt zu jungen Menschen aufzubauen, ihnen neue Berufswege vor Augen zu fĂŒhren und ihr Vertrauen in die Forschung zu stĂ€rken. „Unsere Forschung wird nichts bringen, wenn wir in 20 Jahren keine Bevölkerung vorfinden, die in unsere Forschung vertraut und tatsĂ€chlich nutzt, was wir herausgefunden haben“, sagt sie.

„Grundlagenforschung ist die Basis fĂŒr Medikamentenentwicklung.“ Corina Madreiter-Sokolowski

Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung

Was die Wissenschaftlerin bis heute tagtĂ€glich in ihrer Arbeit motiviert, ist die Freiheit, eigenen Ideen nachgehen zu können. „Die UniversitĂ€t ist wie ein großes Spielfeld, wo ich jeden Tag meine eigenen Ideen umsetzen kann. Das ist ein absoluter Luxus“, schwĂ€rmt sie. Gleichzeitig ist es ihr wichtig, nach außen zu kommunizieren, woran sie forscht und warum das wichtig ist. Diese Kommunikation sieht die Wissenschaftlerin als Bringschuld: „Wir Forschenden mĂŒssen den Kontakt zur Bevölkerung suchen und kommunizieren, warum es keine Spinnerei von Einzelnen ist, wenn wir irgendwelchen Proteinen hinterherjagen. Die Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung sind tatsĂ€chlich von Nutzen und die Basis, auf der auch die industrielle Forschung und in unserem Fall die Medikamentenentwicklung aufbaut.“

Forschungsschwerpunkt Altern

Der Fokus der Molekularbiologin Corina Madreiter-Sokolowski liegt auf der Erforschung der Rolle, die unsere Mitochondrien im Alterungsprozess und in alterungsbedingten Erkrankungen spielen. Dabei nutzt sie neueste Technologien, wie beispielsweise hochauflösende Fluoreszenzmikroskopie, sowohl in zellulĂ€ren Alterungsmodellen als auch im Fadenwurm, um potenzielle AnsĂ€tze fĂŒr die Entwicklung neuer Anti-Aging-Strategien zu finden. Der FWF fördert drei ihrer Forschungsprojekte sowie ihr Wissenschaftskommunikationsprojekt „Alterungsforschung Hands-On“. Nach einem zweijĂ€hrigen, FWF-finanzierten Forschungsaufenthalt an der ETH ZĂŒrich wurde sie 2020 als Assistenzprofessorin an die Medizinische UniversitĂ€t Graz berufen, 2021 erfolgte die Habilitation und 2022 die Ernennung zur assoziierten Professorin. Ihre Forschung wurde bereits vielfach ausgezeichnet.