Matthias Sonnleitner
Matthias Sonnleitner unterwegs in Glasgow. © Matthias Sonnleitner

Bereits während der Anfangsphase meines PhDs war ich über einige Arbeiten von Stephen Barnett, Professor für Theoretische Physik an der University of Glasgow, gestolpert. Bei näherer Betrachtung fiel mir auf, wie unglaublich vielseitig seine Arbeitsgruppe forscht. Diese Vielseitigkeit der Ideen und Interessen war es auch, die mich bei einem ersten kurzen Forschungsbesuch zum Kennenlernen besonders begeistert hat.

Quantenoptik und andere Kräfte

Während dieses ersten Treffens ergab sich auch die Idee, ein Erwin-Schrödinger-Stipendium zur Erforschung spezieller Effekte in der Wechselwirkung zwischen Atomen und zeitlich modulierten Lichtfeldern zu beantragen. Es ist schon länger bekannt, dass man mit Hilfe von Laserstrahlen Atome kühlen und einfangen kann und die so konstruierten optischen Fallen gehören zum Standardrepertoire der Quantenoptik. Wird aber beispielsweise die Intensität der Laserstrahlen zeitlich moduliert, treten kleine zusätzliche Kräfte auf, welche über die bekannten Wechselwirkungen hinausgehen und in diesem Projekt theoretisch erforscht werden. Dies kann beispielsweise dabei helfen, Gravitationsfelder oder andere kleine Kräfte mit Hilfe von gefangenen Atomwolken genauer zu messen.

Post-Doc und perfektes Timing

Meine Frau und ich waren bereits nach Glasgow gezogen, bevor der Antrag zum Erwin-Schrödinger Stipendium bewilligt war. Stephen Barnett bot mir daher eine Post-Doc Stelle im neuen „UK Quantum Technology Programme“ an. Diese Initiative der britischen Regierung hat das Ziel, die Zusammenarbeit zwischen Universitäten und Privatwirtschaft zu stärken, um speziell Quantentechnologien den Weg aus den Laboren und in die Industrie zu ermöglichen. Auch wenn ich nach der Bewilligung des Schrödinger-Stipendiums nur noch am Rande in diesem Projekt involviert bin, so profitiere ich doch immer noch von den Erfahrungen und Kontakten aus diesem Netzwerk. Glücklicherweise war es auch für meine Frau der perfekte Zeitpunkt ins Ausland und speziell nach Glasgow zu gehen. An der University of Strathclyde, der zweiten großen Universität Glasgows, hat sie ein postgraduales Studium begonnen.

Boomende Stadt mit spannender Geschichte

Meine Frau und ich kannten Schottland von früheren Reisen und über mehrere Jahre hatten wir die Diskussion, ob denn Glasgow oder Edinburgh schöner sei. – Eine Debatte, die auch in Schottland eifrig geführt wird. Mittlerweile haben wir uns darauf geeinigt, dass das mystische und alte Edinburgh wohl touristisch gesehen schöner ist. Glasgow hingegen ist interessanter, lebendiger und dynamischer. Als klassische Arbeiterstadt litt Glasgow unter dem Niedergang der britischen Schwerindustrie, aber seit den Neunzigerjahren erholt sich die Stadt zunehmend. Diese sichtbare Modernisierung im Kontrast zu Glasgows Geschichte mit reichen Schiffsbauern, genialen Ingenieuren und verarmten Arbeiterkindern macht diese Stadt derzeit so spannend.

Mannerschnitten, Whisky und Meer

Gleichzeitig muss man nicht lange fahren um die wilde, unberührte Schönheit der schottischen Highlands zu erleben. Während die Lochs und das Meer am besten per Kajak erkundet werden, bieten die sanften Hügel und schmalen Täler wunderschöne Wanderungen. Am windigen Berggipfel lässt sich die österreichische und die schottische Seele mit Mannerschnitten und Whisky optimal vereinen. Das typisch suboptimale Wetter ist natürlich bisweilen ein Ärgernis, aber mit der richtigen Ausrüstung lassen sich Wind und Regenschauer gut ertragen und Tage mit richtig gutem Wetter werden dafür umso mehr geschätzt.

Vom Lab zum Pub

Nach Glasgow zu gehen war sicherlich eine der besten Entscheidungen meines Lebens. An der Universität arbeite ich in einem internationalen Team voll freundlicher und hilfsbereiter Menschen, die sich über gute Forschung ebenso freuen wie über gutes Bier im Pub. Und in der Freizeit lässt sich entweder eine moderne Stadt im Wandel oder die wilde, unberührte Landschaft erkunden.