Schrödinger-Stipendiatin Anna Galler erforscht an der Pariser École Polytechnique die Möglichkeiten, neue unmweltfreundliche Farbpigmente zu entwickeln. © Anna Galler

Die Entscheidung für einen Auslandsaufenthalt habe ich im Laufe meines Doktoratsstudiums gefasst, das ich im Sommer 2017 an der Technischen Universität (TU) Wien abgeschlossen habe. Die Wahl des Ortes und der Gast-Forschungsstätte fiel nicht schwer: Einerseits boten mir die École Polytechnique und die Arbeitsgruppe von Silke Biermann, Leiterin des Zentrums für Theoretische Physik, ein ausgezeichnetes wissenschaftliches Umfeld für mein Forschungsvorhaben, andererseits war ich natürlich nicht abgeneigt, einige Jahre in Paris zu verbringen. So ging es im September 2017, nach fast 10 Jahren in Wien und einer etwas umständlichen Wohnungsauflösung, mit einem Koffer und einem Rucksack bepackt, nach Paris. Seither ist einige Zeit vergangen und ich habe mich hier sehr gut eingelebt.

Faszination Pigmente

Mein Schrödinger-Forschungsprojekt bietet mir zweifellos die Möglichkeit, meinen wissenschaftlichen Horizont zu erweitern. Während ich im Laufe meines Doktorats an der TU Wien mit Begeisterung an theoretischen Methoden getüftelt habe, um Materialeigenschaften wie zum Beispiel den Magnetismus am Computer zu simulieren, habe ich hier meine Faszination für unterschiedlichste Materialien entdeckt. Das reicht von neuen Permanentmagneten für die Motoren von Elektro- und Hybridfahrzeugen bis zu den brillanten Pigmentmaterialien, deren Farbe und optische Eigenschaften ich nun im Rahmen meines Projektes untersuche. Dabei finde ich es immer wieder faszinierend, handfeste Eigenschaften wie die Farbe zu berechnen, indem man von den elementaren Bestandteilen der Materialien – den Elektronen und Atomen – und deren quantenmechanischer Wechselwirkung ausgeht.

Im Zentrum der Wissenschaft

Zum Erfolg meiner Forschungstätigkeit trägt auch bei, dass ich hier in Frankreich direkt mit Festkörperchemikerinnen und -chemikern sowie Forschenden der Materialwissenschaft zusammenarbeite, die die Farbpigmente im Labor herstellen. Überhaupt befindet man sich am Plateau de Saclay – dem europäischen Silicon Valley –, das rund 20 Kilometer südlich von Paris liegt, und wo sich neben zahlreichen anderen Forschungseinrichtungen auch die École Polytechnique befindet, im Zentrum der Forschungslandschaft Frankreichs mit unzähligen Möglichkeiten für wissenschaftlichen Austausch, Kollaborationen und Seminare.

Paris entdecken und Französisch lernen

In Paris zu leben, ist natürlich eine tolle Erfahrung. Es gibt hier immer etwas Neues zu entdecken und vieles zu erleben wie etwa: eine der zahlreichen kulturellen Veranstaltungen zu besuchen, in den Museen antike Pigmente, kunstvolle Keramiken oder die Werke des französischen Impressionismus zu bewundern, durch die schönen Parks und Straßen zu flanieren oder in einem der unzähligen Cafés und Restaurants zu sitzen. Nicht zuletzt habe ich durch meinen Parisaufenthalt auch fließend Französisch gelernt. Nun neigt sich meine Zeit hier leider bald ihrem Ende zu, und in Kürze werde ich wieder an die TU Wien zurückkehren, um dort mein Forschungsprojekt weiter zu führen. Doch die wissenschaftlichen Kollaborationen, die ich hier geknüpft habe, die Erfahrungen, die ich gesammelt habe, werden mich weiterhin begleiten. Auf jeden Fall bin ich dem FWF außerordentlich dankbar, mir diesen Forschungsaufenthalt ermöglicht zu haben.