Mikrobiologin und Schrödinger-Stipendiatin Isabelle Zink ist von einer unserer kleinsten Urformen, den Archaeen, fasziniert. © privat

Ich bin Mikrobiologin und forsche an sogenannten Argonauten-Enzymen, die in Prokaryoten (Bakterien und Archaeen) und Eukaryoten, einschließlich des Menschen, vorkommen. Diese Enzyme haben die Fähigkeit, komplementäre Ziel-DNA oder -RNA mithilfe von kleinen DNA- oder RNA-Stücken, sogenannten „Guides“, zu schneiden, ähnlich wie die Genschere CRISPR-Cas9. In den mehrzelligen Eukaryoten spielen Argonauten eine wichtige Rolle bei der RNA-Interferenz (RNAi) zur Abwehr von Viren und zur Regulation der Genexpression. In den einzelligen Prokaryoten ist ihre Rolle jedoch noch weitgehend unbekannt. Im Rahmen meines Schrödinger-Stipendiums in Wageningen (Niederlande) charakterisiere ich die Argonauten-Enzyme in Archaeen und untersuche ihre biologische Funktion. Da Archaeen als Vorfahren der ersten eukaryotischen Zellen gelten, also der Entwicklung von Pflanzen, Tieren und Menschen vorausgegangen sind, können meine Ergebnisse auch wichtige Einblicke in die  Evolution der Argonaute-Enzyme liefern.

Schon während meines Doktorats habe ich mich intensiv mit dem prokaryotischen Immunsystem CRISPR-Cas beschäftigt. Zu dieser Zeit war das bereits ein heißes Thema und viele internationale Forschungsgruppen arbeiteten bereits auf diesem Gebiet. Meine PhD-Betreuerin, Christa Schleper, die damals die einzige CRISPR-Cas-Forscherin in Österreich war, ermutigte mich, so viele relevante Konferenzen wie möglich zu besuchen, um mich mit anderen Forschenden zu vernetzen. Dieser frühe Austausch mit internationalen Arbeitsgruppen hat mir den Postdoc im Ausland schmackhaft gemacht. Um meine Kenntnisse im Bereich prokaryotischer Immunsysteme zu vertiefen, habe ich mich nach meinem Doktorat für einen Postdoc in der Arbeitsgruppe des niederländischen Mikrobiologen John van der Oost entschieden, der als Koryphäe auf diesem Gebiet gilt.

Anderes Land – neue Perspektiven

In einem anderen Land Forschung zu betreiben, prägt mich sehr stark. Hier arbeite ich beispielsweise mit einigen Kolleg:innen zusammen, die im angewandten Feld forschen, was bisher ein gänzlich unbekannter Sektor für mich war. Obwohl mein Herz der Grundlagenforschung gehört, gewinne ich dadurch neue Perspektiven, die meine zukünftige Forschung sicherlich beeinflussen werden. Die Universität Wageningen hat im Gegensatz zur Universität Wien einen zentralen Campus. Die Gebäude haben klingende Namen wie Aurora, Atlas oder Helix. Unsere Arbeitsgruppe befindet sich im Helix-Gebäude und das Campus-Feeling ist fantastisch. Es herrscht eine lebhafte Atmosphäre und man trifft immer bekannte Kolleg:innen.

Seit ich in Wageningen bin, habe ich auch einen neuen Zugang zum effektiven Zeitmanagement gewonnen. Kurze Meetings – hier die Norm – sind oft effizienter als überlange. Auch in der Projektplanung geht man schnell in die Umsetzung über. Zudem ist die Arbeitsgruppe sehr aufgeschlossen gegenüber neuen Techniken und Geräten, um den optimalen Forschungsweg zu finden. Ich fühle mich hier inspiriert und werde meine verbesserten Planungs- und Umsetzungsfähigkeiten definitiv mit nach Hause nehmen.

Wetter-App ist Standardausrüstung

Anders als in Österreich diktiert hier großteils das Wetter den Start und das Ende des Arbeitstages. Da hier jede und jeder mit dem Fahrrad zur Uni fährt, wählt man mithilfe einer Wetter-App den Zeitpunkt des geringsten Niederschlages fürs Radeln aus. An den eher seltenen Sonnentagen macht man dann gerne etwas früher Schluss, um draußen ein wenig Vitamin D und vielleicht sogar ein „Biertje“ zu tanken. Die Leute hier sind pragmatisch und haben einen derben, aber dennoch freundlichen Humor. Jetzt, nach eineinhalb Jahren, fühle ich mich schon sehr wohl hier und habe auch die eine oder andere Freundschaft fürs Leben geschlossen. Sogar mit dem Wetter habe ich mich mittlerweile angefreundet.

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