Die Biobank CORSA (Colorectal Cancer Study of Austria) diente als wertvolle Ressource fĂŒr das internationale Krebsforschungsprojekt MetaboCCC. © MedUni Wien

Dickdarmkrebs zĂ€hlt zu einer der hĂ€ufigsten Krebserkrankungen weltweit. In Österreich wird jĂ€hrlich bei bis zu 5.000 Personen die Diagnose Darmkrebs gestellt. In der Regel dauert es rund 10 Jahre, bis sich aus gutartigen Vorstufen, den Polypen oder Adenomen, Darmkrebs entwickelt. In dieser Zeitspanne kann eine Koloskopie (Darmspiegelung) ermöglichen, diese Vorstufen zu diagnostizieren und zu entfernen, wodurch eine Krebsentstehung verhindert werden kann.

Biobanken: wertvolle Ressourcen fĂŒr die Forschung

Ein Forscherteam um Andrea Gsur von der Medizinischen UniversitĂ€t Wien hat in den vergangenen 16 Jahren eine umfangreiche Biobank etabliert, die DNA, Plasmaproben und klinische Daten von mehr als 16.000 Personen mit Dickdarmkrebs, Polypen und einer Kontrollgruppe umfasst. Die Biobank CORSA (Colorectal Cancer Study of Austria) wurde in enger Zusammenarbeit mit dem burgenlĂ€ndischen Screening-Programm „Burgenland Prevention Trial of Colorectal Cancer Disease With Immunological Testing” (B-PREDICT) aufgebaut. CORSA diente nun als wertvolle Ressource fĂŒr das internationale Forschungsprojekt MetaboCCC.  MetaboCCC wird vom europĂ€ischen Netzwerk „ERA-NET on Translational Cancer Research“ (TRANSCAN) gefördert, an dem auch der Wissenschaftsfonds FWF als Förderer beteiligt ist. An diesem Konsortium sind neben der Medizinischen UniversitĂ€t Wien das Deutsche Krebsforschungszentrum DKFZ in Heidelberg, die UniversitĂ€ten Maastricht und Wageningen in den Niederlanden, die „International Agency for Research on Cancer“ (IARC) in Lyon, Frankreich, sowie BEVITAL in Norwegen beteiligt.

Identifizierung von Metabolitsignaturen

Im Rahmen von MetaboCCC wurden mehr als 2.000 Plasmaproben von Personen mit Dickdarmkrebs, mit Polypen und einer Kontrollgruppe verwendet, die – durch eine Koloskopie bestĂ€tigt – frei von Polypen und Dickdarmkrebs ist. Die Plasmaproben wurden von allen beteiligten TRANSCAN-LĂ€ndern (Österreich, Deutschland, Niederlande und Norwegen) an das IARC-Expertenlabor fĂŒr metabolomische Messungen in Frankreich geschickt, wo eine Analyse mittels Massenspektroskopie durchgefĂŒhrt wurde. Metabolomics ist eine moderne, leistungsstarke Analysemethode, bei der unzĂ€hlige niedermolekulare Stoffwechselprodukte (i.e. Metaboliten) gemessen werden. Sie hat sich als Hochdurchsatzmethode zur Entdeckung neuer Biomarker erwiesen. „Ein Vorteil von Metabolomics ist die einfache Übertragbarkeit von einer Profiling-Technologie zu klinischen Tests“, erklĂ€rt Andrea Gsur. Das MetaboCCC-Konsortium erlaubt die Messungen in einer großen Fallzahl und auch die BestĂ€tigung der Ergebnisse in einer unabhĂ€ngigen Studienpopulation (Test- und Validierungsset).

15 signifikante Metaboliten identifiziert

Ziel dieses Projektes war es, Metabolitsignaturen zu identifizieren, die charakteristisch fĂŒr alle Stufen bei der Entstehung von Dickdarmkrebs sind. In einer kĂŒrzlich aus dem Projekt hervorgegangenen Publikation wurden metabolomische Profile von Patientinnen und Patienten aus Deutschland als Testset sowie aus Österreich als Validierungsset verwendet, wobei 15 Metaboliten mit statistisch signifikanter Abweichung gefunden wurden. Im Rahmen des MetaboCCC-Konsortiums werden derzeit noch weitere statistische Auswertungen aus dem umfangreichen Datensatz vorgenommen und weitere Publikationen sind in Vorbereitung. Die neu entdeckten Metaboliten könnten zur Entwicklung maßgeschneiderter TherapieansĂ€tze und PrĂ€ventionsstrategien beitragen.


Zur Person Andrea Gsur studierte Biologie mit dem Schwerpunkt Mikrobiologie/Molekularbiologie an der UniversitĂ€t Wien. Sie ist seit 1996 am Institut fĂŒr Krebsforschung der Medizinischen UniversitĂ€t Wien beschĂ€ftigt und Leiterin der Arbeitsgruppe „Molekulare Epidemiologie“. Sie ist Mitglied internationaler Konsortien wie dem „Genetics and Epidemiology of Colorectal Cancer Consortium” (GECCO), koordiniert vom Fred Hutchinson Cancer Research Center in Seattle, dem „COlorectal cancer GENeTics” (COGENT) und dem „Consortium of METabolomics Studies” (COMETS).


Publikationen

Geijsen JMRA, Brezina S., Keski-Rahkonen P. et al.: Plasma metabolites associated with colorectal cancer: A discovery-replication strategy, in: International Journal of Cancer 2019
Schafmayer C., Harrison JW., Buch S. et al.: Genome-wide association analysis of diverticular disease points towards neuromuscular, connective tissue and epithelial pathomechanisms, in: Gut 2019
Huyghe JR, Bien SA, Harrison TA et al.: Discovery of common and rare genetic risk variants for colorectal cancer, in: Nature Genetics 2019
Law PJ et al.: Association analyses identify 31 new risk loci for colorectal cancer susceptibility. Nature Communications 2019 (in Druck)