Philipp Haslinger
Das "Foto"-Labor in Stanford mit Schrödinger-Stipendiat Philipp Haslinger, rechts. © Philipp Haslinger

Nach einer intensiven Planungszeit führte mich ein Schrödinger-Stipendium des Wissenschaftsfonds FWF in die USA, genauer gesagt in die Bay Area nach Berkeley in der Nähe von San Francisco. Auch meine Freundin Enar schaffte es an ihre Wunschuniversität, das San Francisco Art Institute, wo vor vielen Jahren der berühmte Fotograf und Umweltaktivist Ansel Adams wirkte. Die Bay Area ist in jeder Hinsicht einzigartig: Hier gibt es vor allem eine hohe Dichte an Superreichen und viele überdurchschnittlich intelligente Menschen und deren Kinder. Gleichzeitig spürt und sieht man bittere Armut, zum Teil nur einen Straßenblock entfernt. Wesentlich ist an diesem Ort, dass man nicht nur Geld verdient, wie es im deutschen Sprachgebrauch heißt, sondern hier geht es noch um ein wenig mehr, nämlich darum: „to make money“. Hier wird Geld gemacht!

Die Last des amerikanischen Traums

Dies geht einher mit dem amerikanischen Traum und der Überzeugung, dass jeder und jede selber „etwas“ aus sich machen kann. Um diese Haltung auch in den Köpfen der Studierenden zu festigen, werden zum Teil Studiengebühren von mehr als 25.000 Dollar pro Semester in Rechnung gestellt. – Unterkunft, Verpflegung und Versicherungen exklusive. So kommt es nicht selten vor, dass nach Ende des Studiums Absolventen mit einem Schuldenberg von mehr als 150.000 Dollar dastehen. Hier ist dann Kreativität gefragt und es entsteht verständlicher Druck, denn mit einem Job als Tellerwäscher lassen sich nicht einmal die jährlichen Kreditzinsen abarbeiten. Bereits während des Studiums ist diese Belastung spürbar.

Dunkle Energie mit internationaler Strahlkraft

Mein Handwerk habe ich als experimenteller Physiker an der Universität Wien gelernt und ganz nach dem Motto „Zwei Wochen im Labor ersparen dir eine Stunde in der Bibliothek“, begann ich meinen Forschungsaufenthalt hochmotiviert im Labor. Hier in Berkeley arbeite ich an lasergekühlten Atomen die man isoliert von der Umgebung in einer Vakuumkammer nützen kann, um hochpräzise Messungen von Kräften zu machen, wie zum Beispiel der Erdbeschleunigung. Wir haben damit ein Experiment entwickelt, das spezielle „Dunkle-Energie-Modelle“ testen kann, und schon die erste Veröffentlichung unserer Daten hat großes mediales Interesse im In- und Ausland geweckt. So berichteten etwa Die Zeit, Der Standard oder BBC über unsere Forschungsarbeiten. Nun stehen wir wieder kurz vor einer Veröffentlichung neuer Resultate zur Dunklen Energie. Dieses Mal jedoch mit Daten, die eine mehr als hundertfach bessere Genauigkeit aufweisen. Damit sind wir in der Lage, Beschleunigungen im Bereich von einem Milliardstel der Erdbeschleunigung zu messen.

Ein künstlerisch-wissenschaftliches Freizeitprojekt

Während meiner Forschungstätigkeit am Department für Physik der University of California, Berkeley hatte ich viel Kontakt mit Thomas Juffmann, der in Stanford forscht. Thomas ist ein guter Freund aus Wiener Doktoratszeiten. – Wir haben fünf Jahre im selben Kellerlabor an unserer Doktorarbeit gebastelt. Und so kam es, dass wir eines Abends biertrinkend mit Enar De Dios Rodriguez, Kunststudentin der Fotografie, die Idee entwickelten, ein Projekt an der Schnittstelle von Wissenschaft und Kunst zu starten. Über die Wochenenden „kidnappten“ wir darauffolgend ein ultrafast Optik-Labor in Stanford. Die Laser nutzten wir als Blitzlicht und die Fotodetektoren als gewöhnliche Fotokamera. Am Anfang noch still und heimlich bauten wir das Labor mit Vorhängen von Ikea in ein semiprofessionelles Fotostudium um (siehe Foto).

Dem Licht beim Fotografieren zusehen

Schon während des ersten Wochenendes gelang uns die erste Fotoserie. Wir hatten ein Kamera-Blitz-System gebaut, das im Sub-Nanosekundenbereich Bilder aufnehmen kann, die eine solche kurze Belichtungszeit haben, dass man damit die Bewegung des Lichtes durch den Raum sehen kann. Das ermöglicht buchstäblich, dem Licht (Foto) beim „Malen“ (Grafie) des Bildes zuzusehen. Erste Befürchtungen, dass wir es mit unseren Bildern bestenfalls nur in ein Laser-Safety-Training schaffen würden, als ein Beispiel für „Don‘t do that“, haben sich nicht bestätigt. Zu unserer Freude war unser Science-Art-Projekt vielmehr neben Ausstellungen in den USA dieses Jahr auch bei der Linzer Ars Electronica im Rahmen von „Radical Atoms“ zu sehen. Mehr zum Projekt gibt es hier: www.seecphotography.com.

Zurück zum Ursprung

Übrigens, ich kehrte an denselben Ort zurück, an den mich vor ziemlich genau 30 Jahren meine Eltern auf einen einjährigen Forschungsaufenthalt mitnahmen, nur damals in leicht vertauschten Rollen: 1986 war nicht ich, sondern mein Vater Postdoc an der UC Berkeley in der Bay Area von Kalifornien.

Nach einer intensiven Planungszeit führte mich ein Schrödinger-Stipendium des Wissenschaftsfonds FWF in die USA, genauer gesagt in die Bay Area nach Berkeley in der Nähe von San Francisco. Auch meine Freundin Enar schaffte es an ihre Wunschuniversität, das San Francisco Art Institute, wo vor vielen Jahren der berühmte Fotograf und Umweltaktivist Ansel Adams wirkte. Die Bay Area ist in jeder Hinsicht einzigartig: Hier gibt es vor allem eine hohe Dichte an Superreichen und viele überdurchschnittlich intelligente Menschen und deren Kinder. Gleichzeitig spürt und sieht man bittere Armut, zum Teil nur einen Straßenblock entfernt. Wesentlich ist an diesem Ort, dass man nicht nur Geld verdient, wie es im deutschen Sprachgebrauch heißt, sondern hier geht es noch um ein wenig mehr, nämlich darum: „to make money“. Hier wird Geld gemacht!

Die Last des amerikanischen Traums

Dies geht einher mit dem amerikanischen Traum und der Überzeugung, dass jeder und jede selber „etwas“ aus sich machen kann. Um diese Haltung auch in den Köpfen der Studierenden zu festigen, werden zum Teil Studiengebühren von mehr als 25.000 Dollar pro Semester in Rechnung gestellt. – Unterkunft, Verpflegung und Versicherungen exklusive. So kommt es nicht selten vor, dass nach Ende des Studiums Absolventen mit einem Schuldenberg von mehr als 150.000 Dollar dastehen. Hier ist dann Kreativität gefragt und es entsteht verständlicher Druck, denn mit einem Job als Tellerwäscher lassen sich nicht einmal die jährlichen Kreditzinsen abarbeiten. Bereits während des Studiums ist diese Belastung spürbar.

Dunkle Energie mit internationaler Strahlkraft

Mein Handwerk habe ich als experimenteller Physiker an der Universität Wien gelernt und ganz nach dem Motto „Zwei Wochen im Labor ersparen dir eine Stunde in der Bibliothek“, begann ich meinen Forschungsaufenthalt hochmotiviert im Labor. Hier in Berkeley arbeite ich an lasergekühlten Atomen die man isoliert von der Umgebung in einer Vakuumkammer nützen kann, um hochpräzise Messungen von Kräften zu machen, wie zum Beispiel der Erdbeschleunigung. Wir haben damit ein Experiment entwickelt, das spezielle „Dunkle-Energie-Modelle“ testen kann, und schon die erste Veröffentlichung unserer Daten hat großes mediales Interesse im In- und Ausland geweckt. So berichteten etwa Die Zeit, Der Standard oder BBC über unsere Forschungsarbeiten. Nun stehen wir wieder kurz vor einer Veröffentlichung neuer Resultate zur Dunklen Energie. Dieses Mal jedoch mit Daten, die eine mehr als hundertfach bessere Genauigkeit aufweisen. Damit sind wir in der Lage, Beschleunigungen im Bereich von einem Milliardstel der Erdbeschleunigung zu messen.

Ein künstlerisch-wissenschaftliches Freizeitprojekt

Während meiner Forschungstätigkeit am Department für Physik der University of California, Berkeley hatte ich viel Kontakt mit Thomas Juffmann, der in Stanford forscht. Thomas ist ein guter Freund aus Wiener Doktoratszeiten. – Wir haben fünf Jahre im selben Kellerlabor an unserer Doktorarbeit gebastelt. Und so kam es, dass wir eines Abends biertrinkend mit Enar De Dios Rodriguez, Kunststudentin der Fotografie, die Idee entwickelten, ein Projekt an der Schnittstelle von Wissenschaft und Kunst zu starten. Über die Wochenenden „kidnappten“ wir darauffolgend ein ultrafast Optik-Labor in Stanford. Die Laser nutzten wir als Blitzlicht und die Fotodetektoren als gewöhnliche Fotokamera. Am Anfang noch still und heimlich bauten wir das Labor mit Vorhängen von Ikea in ein semiprofessionelles Fotostudium um (siehe Foto).

Dem Licht beim Fotografieren zusehen

Schon während des ersten Wochenendes gelang uns die erste Fotoserie. Wir hatten ein Kamera-Blitz-System gebaut, das im Sub-Nanosekundenbereich Bilder aufnehmen kann, die eine solche kurze Belichtungszeit haben, dass man damit die Bewegung des Lichtes durch den Raum sehen kann. Das ermöglicht buchstäblich, dem Licht (Foto) beim „Malen“ (Grafie) des Bildes zuzusehen. Erste Befürchtungen, dass wir es mit unseren Bildern bestenfalls nur in ein Laser-Safety-Training schaffen würden, als ein Beispiel für „Don‘t do that“, haben sich nicht bestätigt. Zu unserer Freude war unser Science-Art-Projekt vielmehr neben Ausstellungen in den USA dieses Jahr auch bei der Linzer Ars Electronica im Rahmen von „Radical Atoms“ zu sehen. Mehr zum Projekt gibt es hier: www.seecphotography.com.

Zurück zum Ursprung

Übrigens, ich kehrte an denselben Ort zurück, an den mich vor ziemlich genau 30 Jahren meine Eltern auf einen einjährigen Forschungsaufenthalt mitnahmen, nur damals in leicht vertauschten Rollen: 1986 war nicht ich, sondern mein Vater Postdoc an der UC Berkeley in der Bay Area von Kalifornien.


Mehr Informationen

> University of California, Berkeley
> Müller Group – Philipp Haslinger
> Science-Art-Projekt SEEC Photography
> Schrödinger-Projekt: Ein universelles Anti/Materiewelleninterferometer
> Erwin-Schrödinger-Programm