Petra Till
Die Molekularbiologin und Schrödinger-Stipendiatin Petra Till forschte am Helmholtz-Zentrum in Leipzig an Cyanobakterien. © Sebastian Wiedling/UFZ

Im Laufe meines wissenschaftlichen Werdeganges hatte ich die Gelegenheit, mit zahlreichen sehr unterschiedlichen Mikroorganismen zu arbeiten. Insbesondere die Beschäftigung im Zuge meiner Diplomarbeit mit einem Archaeon, das unter extremen Bedingungen lebt, hat meine Begeisterung für speziellere und etwas herausfordernde Mikroorganismen geweckt. Dieses Interesse konnte ich auch während meiner Dissertationsarbeit mit einem filamentösen Pilz weiter verfolgen. Insofern war meine Begeisterung groß als mir mein Doktorvater die Überlegung unterbreitete, Cyanobakterien als Forschungsgegenstand an der TU Wien zu etablieren. Cyanobakterien haben mich schon immer fasziniert. Das sind fotosynthetische Bakterien die, ähnlich wie Pflanzen, Licht als Energiequelle, Wasser und CO2 nutzen um daraus verwertbare Biostoffe und Sauerstoff herzustellen. In Zeiten des Klimawandels, wo der Bedarf an alternativen Energiequellen stetig zunimmt, steigt das Interesse an der biotechnologischen Nutzung solcher Mikroorganismen. Die Erforschung von Cyanobakterien ist für mich somit eine zukunftsweisende Mission. Und es erfüllt mich mit großer Freude, mit meiner Forschung einen wissenschaftlichen Betrag dazu leisten zu dürfen.  

Ein großer Schritt

Im Oktober 2020 führte mich mein Weg dann von Wien nach Leipzig an das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung. Ermöglicht hat das ein Schrödinger-Auslandsstipendium des FWF. Da ich sehr an der mir vertrauten Umgebung und den Menschen in meiner Heimat hänge, fiel mir der Wechsel in eine neue Umgebung, mit neuer Wohnung, neuem Arbeitsumfeld und neuen Menschen sehr schwer. Die anfängliche Unsicherheit legte sich aber schnell. Ich wurde am Department für Solare Materialien in der Arbeitsgruppe von Bruno Bühler herzlich empfangen und in die dortige Gemeinschaft aufgenommen. Auch die wunderbare Umgebung meiner Wohngegend und die nahegelegene Natur trugen dazu bei, dass ich mich schnell in meiner neuen Heimat zuhause fühlte. Bedauerlicherweise fiel ich gleich zu Anfang einem Fahrradunfall zum Opfer der weitreichenden Folgen hatte. Dank der Unterstützung von Kolleg:innen, Freunden und Bekannten gelang es schlussendlich dennoch, viele Hürden zu meistern und mein Projekt zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen.

Arbeiten mit Cyanobakterien

Das Arbeiten mit Cyanobakterien stellt einen in mancherlei Hinsicht vor Herausforderungen. Da sie nicht besonders gut erforscht sind, sind viele Methoden nicht etabliert oder verbesserungswürdig und Hintergründe oft nicht hinreichend bekannt. Manchmal ist es nicht ersichtlich, was ihnen gerade missfällt. An langsames Wachstum muss man sich ebenso gewöhnen wie an die Gefahr einer Kontamination der Kultur mit heterotrophen Mikroorgansimen die sich sehr an der Bereitstellung von Stoffwechselprodukten und Sauerstoff durch die Cyanobakterien erfreuen. Auch genetische Manipulationen sind aufgrund der hohen Genomkopienzahl eine Herausforderung. Aber genau diese Aspekte fand ich reizvoll und tastete mich so nach und nach an den Umgang mit den Organsimen heran. Schlussendlich gingen aus meinem Projekt Material für zwei Publikationen sowie zahlreiche wissenschaftliche Kontakte und Kooperationen hervor.

Zurück in den Alltag

Ich habe Leipzig mit Wehmut verlassen, aber auch mit vielen schönen Erinnerungen. In den zwei Jahren die ich dort verbrachte, habe ich nicht nur eine Menge gelernt und berufliche Kontakte geknüpft, sondern auch Freundschaften geschlossen und mich auf persönlicher Ebene weiterentwickelt. Wenngleich soziale Aktivitäten durch die Coronapandemie deutlich reduziert waren, gibt es dennoch zahlreiche Situationen und Eindrücke, an die ich mich immer zurückerinnern werde, seien es Erfolgserlebnisse mit meinen Cyanobakterien, die Spatzen auf meinem Balkon oder Get-togethers mit Freunden. – Nicht zuletzt die Warmherzigkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen am SOMA-Department. Seit über einem Monat bin ich nun wieder zuhause und in meinem Alltag an der TU Wien angekommen. Ich hoffe die Zukunft bringt mir gute Möglichkeiten, mich beruflich weiterzuentwickeln und mein in Leipzig erworbenes Wissen einzusetzen. Ich bin sehr dankbar für die Erfahrungen, die ich durch das Schrödinger-Stipendium sammeln durfte.

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