Postdoc-by-the-sea
Nachdem ich an universitärer Forschung im Zuge meiner Dissertation viel Freude entwickelt habe und in dieser Richtung weitermachen wollte, war es ein logischer Schritt, mich für Postdoc-Stellen an renommierten Universitäten in den USA zu bewerben. Im Hinterkopf hatte ich dabei immer das Schrödinger-Stipendium des FWF, das mich zu einem attraktiven Kandidaten machen würde, da ich mein eigenes Funding mitbringen könnte.
Meine Dissertation an der TU Wien konzentrierte sich auf das Thema der Ausbreitung von Licht in komplexen Strukturen. Während meines Postdoc-Aufenthalts wollte ich mich weit über dieses Thema hinaus entwickeln, um eine breite Basis für eine weitere wissenschaftliche Karriere aufzubauen. Wofür ich nun für drei Jahre als Schrödinger-Fellow hier am Massachusetts Institute of Technology (MIT) die besten Voraussetzungen habe.
Eigene Ideen entwickeln
Mein derzeitiges Interesse liegt im „Quantenrauschen“ von photonischen Systemen mit hoher Energie und vielen Kanälen. Diese Systeme sind interessant für eine Vielzahl von Anwendungen, wie zum Beispiel die Entwicklung besserer Laser und die Erforschung von „Optical Computing“, einer möglichen energieeffizienteren Alternative zu elektronischen Computern.
Der rege Austausch bisher mit vielen der motiviertesten Forscher:innen hat mich dazu bewegt, meine eigenen Ideen zu entwickeln. Die USA sind der beste Boden dafür, die nächsten Entwicklungsstufen in diese Richtung zu nehmen. Denn hier wird man viel stärker als in Österreich ermutigt, seine eigenen Ideen zu verfolgen.
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„Ein Faktor, der das MIT zur richtigen Wahl für mich gemacht hat, ist die ‚Can do'-Atmosphäre.“
Mut zur Umsetzung
Für die Wahl meines Forschungsgastgebers waren zwei Faktoren ausschlaggebend: das Renommee der Universität (ich bin immer noch überrascht, wie sehr dies die eigene Sichtbarkeit hebt) und der Ruf des betreuenden Professors, um einen guten Mentor für den weiteren Karriereverlauf zu haben. Ein weiterer Faktor, der das MIT zur richtigen Wahl für mich gemacht hat, ist die „Can do“-Atmosphäre der Arbeitsgruppe. Man traut sich zu, eine gute Idee umzusetzen – egal, ob sie in der eigenen Komfortzone liegt oder nicht.
Eine große Herausforderung bei der Suche nach einer Postdocstelle im Ausland ist auch das Two-Body-Problem in Bezug auf die Karriere der Partnerin, des Partners. Das MIT bietet hierfür eine eigene Anlaufstelle an, wo Vernetzungstreffen für die Partner:innen angeboten und sie auf die Eigenheiten des amerikanischen Arbeitsmarktes vorbereitet werden. Dieses Angebot hat meiner Frau in der Anfangszeit, während des Wartens auf die Arbeitserlaubnis, sehr geholfen.
Mit der Schnellbahn ans Meer
Nach allen Phasen des Kulturschocks haben meine Frau und ich die USA und speziell Boston mit allen Eigenheiten, wie etwa der unironischen Verwendung von Schecks, sehr ins Herz geschlossen. Da Boston direkt am Atlantik liegt, konnten wir als Binnenösterreicher:innen etwas ganz Neues erleben: jedes Wochenende einfach mit der S-Bahn (auch das gibt es in den Staaten) an wunderschöne Sandstrände fahren und das charmante maritime Flair von Neuengland genießen. Zu meinen stolzesten Errungenschaften zählt das Know-how des Austernknackens, natürlich stilecht mit einem Austernmesser „Boston Style“.
Boston ist auch eine Stadt mit unglaublich vielen Spleens, die sie sehr sympathisch machen: von den Bronzefiguren einer Entenfamilie im zentralen Park der Stadt, die zur Saison passend eingekleidet werden (was im Endeffekt signalisiert, welche der vier „Major sports“- Mannschaften gerade Spielbetrieb hat) bis hin zur kollektiven Sucht nach Dunkin’ Donuts Iced Coffee, ungeachtet der Jahreszeit und Temperatur.