Elisa Perrone
Ich genieße einen wunderbaren sonnigen Tag am MIT-Campus. © Elisa Perrone

Ein statistisches Modell beschreibt in der Sprache der Mathematik die Zufallsvariablen eines von verschiedenen Faktoren beeinflussten Phänomens. Mein Forschungsschwerpunkt liegt auf jenen statistischen Modellen, die Abhängigkeiten zwischen diesen unterschiedlichen Faktoren erfassen. Modelle dieser Art basieren auf einem mathematischen Werkzeug namens Copulas. Mein Erwin-Schrödinger-Projekt widmet sich der Erforschung der mathematischen Eigenschaften diskreter Versionen von Copulas, um sie für Anwendungen nutzbar zu machen. Insbesondere untersuche und definiere ich in diesem Zusammenhang die Geometrie von diskreten Copulas, um damit Probleme bei meteorologischen Vorhersagen zu lösen.

Freiräume für die Forschung

Mein Weg in die USA führte über einige Zwischenstationen. Schon während des Master-Studiums in Italien begann ich mich für Copulas zu interessieren. Danach ging ich nach Österreich, um an der Johannes Kepler Universität in Linz mit einem neuen, anspruchsvollen Copula-Projekt in Mathematik zu promovieren. Während dieser Zeit wurde mir klar, dass die Untersuchung diskreter Copulas ein spannendes Forschungsthema darstellt. Da dieser neue Schwerpunkt aber weit über die Grenzen meiner Forschungsrichtung in Linz hinausging, wechselte ich zum Institute of Science and Technology Austria in Klosterneuburg, wo man mir erlaubte, selbst zu definieren, welchen bahnbrechenden Forschungsfragen ich mich widmen wollte.

Dieses Maß an Freiraum war für mich äußerst wertvoll und motivierte mich, einen Projektvorschlag zu erarbeiten, der die in der Postdoc-Forschung übliche Bewegungsfreiheit ausnützt. In den kommenden Jahren wollte ich nicht nur Synergien zwischen diskreter Geometrie und Copulas erforschen, sondern meine Erkenntnisse auch für Wettervorhersagen nutzbar machen. Zu diesem Zweck setzte ich mich mit Forschungskollegen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG, Wien) in Verbindung, die mir halfen, mögliche Anwendungen für meine theoretische Forschung im Bereich der Wettervorhersagedaten zu identifizieren.

Brücken schlagen in Wissenschaft und Kultur  

Mein Erwin-Schrödinger-Projekt zielt nun darauf ab, neue Brücken zwischen diskreter Geometrie, Statistik und Wettervorhersage zu schlagen, und das Massachusetts Institute of Technology (MIT) ist der ideale Ort für diese Art von interdisziplinärer Forschung. Die Ratschläge und Unterstützung der für mich zuständigen Professorin Caroline Uhler am MIT und die einzigartige Arbeitsumgebung, die ich hier vorfand, sind nicht nur für mich als Nachwuchsforscherin, sondern auch auf persönlicher Ebene sehr bereichernd. Der Besuch von Fachvorträgen und Seminaren, die Begegnungen und Diskussionen mit Weltklasse-Forschern und der Ideenaustausch mit meinen Kolleginnen und Kollegen haben mich ermutigt, mich für neue Forschungsansätze und -perspektiven zu öffnen.

Ich habe mein Heimatland schon vor langer Zeit verlassen und wusste nur zu gut, was es bedeutet, in eine neue Stadt in einem anderen Land zu ziehen. Dank guter Vorbereitung habe ich mich schnell in der neuen Umgebung eingelebt. Zum Glück hat man mir einen Platz in einem großen Büro zugewiesen, zwar ohne Fenster, aber mit vielen äußerst netten Kollegen! Meine Bürokolleginnen und -kollegen wurden schnell zu guten Freunden, nicht nur bei der Arbeit, sondern auch in der Freizeit. Wir verbringen viel Zeit miteinander und organisieren mit Unterstützung des Instituts Veranstaltungen, um neue Leute kennenzulernen. Letzten November organisierten wir sogar eine Thanksgiving-Party – es gab einen riesigen Truthahn und viel Spaß!

Fruchtbare Zusammenarbeit für die Zukunft

Ich schätze mich sehr glücklich, mit Hilfe des Erwin-Schrödinger-Stipendiums all diese Erfahrungen machen zu dürfen. Mein herzlicher Dank gebührt Caroline Uhler, die mir die Möglichkeit gegeben hat, mich meinen eigenen Forschungsideen zu widmen. Sie motiviert mich ständig, das Beste aus meiner Arbeit herauszuholen, und ich bin zuversichtlich, dass wir unsere fruchtbare Zusammenarbeit auch in den kommenden Jahren fortsetzen werden. Nach dem Ende meiner Postdoc-Stelle am MIT werde ich die letzten zwölf Monate meines Stipendiums am ZAMG an realen Wetterdaten aus dem Raum Österreich arbeiten. Bis dahin freue ich mich schon auf alle Herausforderungen, die mein Weg noch für mich bereithält.