Noch während meiner Postdoc-Tätigkeit in Wien, im Zuge des FWF-Projekts meines Mentors Rudolf Dvorak, wurde ich von Alessandra Celletti der Universität Rom „Tor Vergata“ eingeladen, eine weitere zweijährige Postdoc-Stelle in Rom anzutreten. Die folgende Zusammenarbeit mit dem Dipartimento di Matematica hat mir in meinem beruflichen Werdegang bereits sehr geholfen. Kurz vor Ende meines Aufenthaltes habe ich mich beim FWF um ein Schrödinger-Stipendium beworben, mit dem Ziel, meinen Forschungsaufenthalt um ein Jahr zu verlängern. Da ich zum Zeitpunkt der Bewilligung schon eine andere Forschungsstelle in Belgien, von A. Lemaître, angenommen hatte, sah ich mein Stipendium bereits verloren. Erst der Beschluss des Präsidiums des FWF, mir einen weiteren Aufschub zu gewähren, hat es mir ermöglicht, schließlich in die Ewige Stadt zurückzukehren und dort meine Forschung weiterzuführen.
Rom und die Himmelsmechanik – eine alte Geschichte
Mein Fachgebiet, die Himmelsmechanik, ist Teil der Astronomie, die, wie die Stadt Rom, selbst eine viele tausend Jahre alte Geschichte aufweisen kann. Heute umfasst das Fachgebiet die mathematische und physikalische Beschreibung der Bewegungen von Himmelskörpern aller Art, z. B. von Planeten, Monden, Asteroiden und Satelliten. Die Bedeutung meines Fachs hat durch die Erschließung des erdnahen Weltraums, den Missionen zu den Planeten unseres Sonnensystems sowie der Entdeckung von extrasolaren Planetensystemen stetig zugenommen. Ich selbst befasse mich mit der Stabilität von Umlaufbahnen von
Asteroiden, sowie mit der gebundenen Rotation in unserem Sonnensystem.
Während meiner ersten Zeit in Rom habe ich neue mathematische Methoden entwickelt, welche die Untersuchung von speziellen Bewegungen erleichtern, ja in manchen Fällen erst ermöglichen. Während meiner derzeitigen Projektarbeit wende ich nun diese Methoden auf die Bewegungsgleichungen, welche die Bahn von Staubteilchen in der Bahn von Planeten beschreiben, erfolgreich an. Ich erhoffe mir dadurch Aussagen über deren Langzeitstabilität treffen zu können, die auch von Interesse für die wissenschaftliche Grundlagenforschung sind, zum Beispiel für Fragen in Bezug auf die Entstehungsgeschichte von Planeten nicht nur in unserem Sonnensystem. Schon während meines Studiums wurde mir vermittelt, dass ich ohne internationale Erfahrungen nicht in meinem Beruf arbeiten werde können. Das Angebot, an einer international renommierten Forschungsstätte arbeiten zu dürfen, habe ich daher dankbar angenommen.
Wertvolle Kompetenzen: kreative Problemlösung
So sehr ich das Land und die Leute lieben gelernt habe, der Entschluss, in Italien zu arbeiten, ergab sich eher aus dem Entschluss, in meinem Beruf arbeiten zu wollen. In einem fremden Land zu arbeiten, heißt natürlich auch, sich dem jeweiligen Lebens- und Arbeitsrhythmus anzupassen. Es gibt ein Sprichwort, das vor allem auf Rom zutrifft: „Wenn du in Rom bist, mach es wie die Römer.“ Soll heißen, trotze den Widrigkeiten des Alltags, finde deinen Weg durch den Verkehr, sei geduldig mit den Behörden (es dauert, so lange es nur dauern kann).
Wenn ich mich schon der klassischen Vorurteile bediene, die ich allemal bestätigen kann, eines habe ich aus meiner wissenschaftlichen Arbeit in Italien gelernt: das eigentliche Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, auch andere Wege zu versuchen, sich gegenseitig zu helfen. So kann ich die Zusammenarbeit mit meinen Kollegen in Italien nur positiv beurteilen und hoffen, dass diese Kreativität, Probleme aller Art zu lösen, die gerade in der Wissenschaft unabdinglich ist, mir auch in meinem weiteren beruflichen Werdegang helfen wird.
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