Unterwegs

Down Under in Townsville

Birgit und Florian Schlick-Steiner
Birgit Schlick-Steiner mit ihren beiden Töchtern unterwegs in Australien Quelle: Schlick-Steiner
Birgit und Florian Schlick-Steiner
Birgit und Florian Schlick-Steiner
Birgit und Florian Schlick-Steiner
Birgit und Florian Schlick-Steiner
Birgit und Florian Schlick-Steiner
Birgit und Florian Schlick-Steiner
Birgit und Florian Schlick-Steiner
Birgit und Florian Schlick-Steiner
Birgit und Florian Schlick-Steiner

Ursprünglich wollten wir bloß die für junge Wissenschafter unerlässliche Auslandserfahrung sammeln. Das für unsere Arbeitsrichtung optimale Ziel war Townsville, Australien. Down Under wurde das Leben in den Tropen rasch zur Herzenssache, auch für unsere Zwillinge Iris und Julia. Der Tag beginnt in Townsville bunt und in voller Lautstärke um 6 Uhr morgens. Man fühlt einen Sog, der sich günstig auf die Produktivität aus- wirkt, der aber die Zeit zu rasch verfliegen lässt. In den Schulferien haben wir immer eine andere Ecke von Queensland erkundet – Riff, Regenwald, Wüste, einfach überwältigend. Trotzdem freuen wir uns wieder auf Österreich, aufs Jahreszeitenklima, auf die Berge.

Forschungsstätte

Schon zuvor hatten wir öfter mit Ross Crozier von der James Cook University kooperiert. Ross ist eine Seele von einem Menschen, wie Ching, seine Frau und Mitarbeiterin. Die ersten Tage haben sie uns vier in ihrem Haus beherbergt. Ross ist einer der renommiertesten Evolutionsbiologen. Für uns war die Arbeit in seinem Labor wie ein Meisterkurs, auch in den Fächern Forschungsmanagement und Menschenführung. Brennt der Hut, so bekommt man bei Ross spätestens am nächsten Tag einen Termin für ein persönliches Gespräch (elektronische Auskunft gibt es sofort). Stets offen für Argumente und neue Ideen, nimmt er sich dann alle Zeit, die es braucht, gemeinsam eine Lösung zu erarbeiten. Sehr imponierend.

Menschen

Ganz zu Recht wurde die australische Kollegialität zur Redensart, wir können es bestätigen. Im Laborseminar etwa: Da wird Kritik unverblümt geäußert, ernsthaft geprüft und dann zurückgewiesen oder ritterlich angenommen. Danach sitzen wir bei Käse und Getränken beisammen. Unsere Kinder sind jedes Mal dabei und nie ist es fad für sie – Australier sind kinderfreundlich. Bei alldem sehen wir unsere Zeit hier nicht verklärt, wir hatten auch Durchhänger und waren froh, wenn uns Kollegen aus der Heimat Trost und Rat zukommen ließen. Via E-Mail wurde es so interkontinental zu einer produktiven Zeit. Mit alten und neuen Kooperationspartnern haben wir ein paar hochrangige Publikationen geschafft.

Ideen

Wir hatten viele Pläne im Gepäck. Manche ruhen dort immer noch, neue kamen hinzu. Besonders freut uns, dass wir ein intuitiv formuliertes Grundanliegen, die Integration in der Biodiversitätsforschung, durch neue Daten, Literaturstudien und intensive Gespräche mit Ross wasserdicht machen konnten. Aufbauend auf eine „klassische” Basis werden relevante Fragen mit einer Kombination „moderner” Methoden bearbeitet, was oft un- erwartete Perspektiven eröffnet. Natürlich haben wir das Rad nicht neu erfunden, aber wir spielen auch mit diesem Thema in der oberen Liga. Neulich erst wurden wir mit unserem Team zu einem Übersichtsartikel in der Top-Zeitschrift „Annual Review of Entomology” eingeladen.

Eindrücke

Und die Aussies außerhalb des Labors? Was uns gelegentlich zu schaffen machte, ist ein Wesenszug, den viele Deutsche an uns Österreichern bekritteln: Unverbindlichkeit. Aber vielleicht war unsere Stichprobe nicht repräsentativ (am Maßstab liegt’s wohl nicht). Erst nach längerem Aufenthalt konnten wir uns an die ständige Veränderung in sämtlichen Lebensbereichen gewöhnen. Vom Warenangebot bis zum Zahnarzt und zur Wohnung – alles wechselt in einem Tempo, das man mit einem Schuss österreichischer Behäbigkeit in den grünen Bereich herunterschrauben möchte. Aber als „wirklich typisch australisch“ lassen wir nur positive Eigenschaften gelten: Egalität, Warmherzigkeit und Offenheit fürs Neue.

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