Unterwegs

Neue Welten in Cambridge

Chukwuma Allison Agu
Chukwuma Allison Agu unterwegs in Cambridge
Chukwuma Allison Agu
Chukwuma Allison Agu

Schon zu Beginn meiner Dissertation stand für mich fest, dass ich meinen Postdoc im Ausland machen wollte. Ich hatte mir zum Ziel gesetzt, in einem englischsprachigen Land Auslandserfahrung zu sammeln. Bei der Wahl meiner neuen Arbeitsstätte habe ich mir zuerst überlegt, welcher Arbeitsort für mich die optimale Umgebung wäre, um mich wissenschaftlich weiterentwickeln zu können und um mit erstrangigen Wissenschafterinnen und Wissenschaftern Kontakte zu knüpfen. In Cambridge hat sich mein Arbeitsleben komplett verändert. Ich habe schon jetzt viele neue Erfahrungen gesammelt und entwickle mich persönlich weiter. Die Arbeit an meinem Projekt ist sehr spannend und Cambridge ist eine beeindruckende Stadt. Das sind Impulse, die das ganze Leben beeinflussen.

Forschungsstätte Cambridge

Die Qualität der Forschungsstätte war für mich natürlich bei der Entscheidung für Cambridge ein wichtiger Parameter. Da ich Familie habe, musste ich mir auch Gedanken darüber machen, an welchem Ort ich mich privat leicht integrieren könnte. Für das Medical Research Council (MRC) Cambridge habe ich mich entschieden, da es zu den größten Research Councils in UK gehört, und eine „Fabrik“ für namhafte Wissenschafter und Nobelpreisträger des 20. Jahrhunderts ist, wie zum Beispiel Watson und Crick (Entschlüsselung der DNA) und Max Perutz (Myoglobin und die Struktur der Proteine). Die Arbeit im Hutchison MRC ist für mich ein echter Gewinn, beispielsweise werden ständig Fortbildungen für Postdocs angeboten. Vor allem Kurse wie „Managing your Research“, „Grant and Proposal writing“, „Scientific writing“, „Presentation skills“ und noch unzählige andere Career-Development-Training-Kurse sind im Angebot.

Dennoch war die Abwesenheit meiner gewohnten Umgebung für mich zu Beginn schwierig, da ich niemanden in Cambridge kannte. Meine Freunde und Verwandten waren in Österreich und haben mir natürlich gefehlt. Meine Frau und meine beiden Söhne sind auch mit mir nach Cambridge gezogen. Als meine Kinder erfahren haben, dass sie ihre Schule und Freunde verlassen müssen, war es für sie am Anfang ein echter „Nightmare“. Aber jetzt sind alle glücklich, sind in die kleine Stadt verliebt und haben neue Freunde gefunden. Durch die neue Umgebung habe ich vieles dazugelernt. Zum Beispiel musste ich lernen, mich an das ständig wechselnde Wetter anzupassen, und dass man sich bei der Bushaltestelle hinten anzustellen hat, um mit seinen Mitmenschen gut auszukommen.

Akademische Tradition und Innovation

Schon immer hat mich die akademische Tradition in Cambridge beeindruckt, deshalb habe ich den Kontakt mit dem Hutchison MRC Cancer Cell Unit Cambridge aufgenommen. Es herrscht hier eine angenehme Atmosphäre. Auch fasziniert mich, dass man hier immer gelobt und motiviert wird, auch in schlechten Zeiten. Viele meiner Kolleginnen und Kollegen kommen aus unterschiedlichen Kulturkreisen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im MRC sind offen und sehr international. Man lernt nicht nur Wissenschaft, sondern auch andere Kulturen kennen. Unser Teamleiter, Guillermo de la Cueva-Mendez kommt aus Spanien. Wir waren schon zweimal auf einem „Lab retreat“ in seiner Heimat. Aber auch der Kontakt zu meinen österreichischen Kollegen ist aufrecht geblieben, denn es ist für mich wichtig, dass alle Leute, mit denen ich in der Vergangenheit zusammengearbeitet habe, mit mir auch in Zukunft noch zusammenarbeiten wollen. Was ich in meinem wissenschaftlichen Gepäck an Ideen mitgebracht habe, ist noch geheim. Auf diesen Punkt näher einzugehen, ist für mich daher schwierig. Einige Ideen sind schon da, ich möchte sie aber nicht verraten. Gegenwärtig konzentriere ich mich auf alle Fälle auf meine Arbeit, Pläne für die Zukunft habe ich auch schon.

Zu Tisch mit Nobelpreisträgern

Cambridge ist eine Universitätsstadt und sehr kosmopolitisch, sie hat ein internationales Flair. Außerdem sind die Leute hier sehr offen, höflich, hilfsbereit und zuverlässig. Neben meiner Arbeit im Labor bin ich ein großer Familienmensch! Am Wochenende verbringe ich sehr viel Zeit mit meiner Familie. Dabei habe ich das Glück, dass meine beiden Söhne und ich ein gemeinsames Hobby haben. Jeden Samstag spielen wir mit meinen Kollegen und deren Kindern Fußball am berühmten Parker’s Piece in Cambridge. Parker’s Piece ist jener Ort, wo die Regeln des Fußball im Jahr 1843 erfunden wurden. Ab und zu machen wir einen Familienausflug in die „countryside“, was immer sehr entspannend ist. Seitdem ich in Cambridge arbeite, ist mir als ein besonderes Erlebnis noch der Lunch mit Tim Hunt (Nobel Laureate 2001) in Erinnerung. Die MRC Hutchison Graduate Society hatte Tim Hunt (selbst Alumni von Clare College Cambridge) für einen Vortrag eingeladen. Danach wurden die MRC Postdocs gemeinsam mit ihm zum Lunch gebeten. Das Gespräch mit Tim war sehr interessant und motivierend. Ich war begeistert von seiner humorvollen Art. In allen Punkten war das ganz große Klasse. Ich kann nur sagen, dass ich überzeugt bin, den richtigen Schritt getan zu haben, und dass ich viel dazugelernt habe.

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