Schon als Kind hatte das „Unbekannte” eine magische Anziehungskraft auf mich, und diese angeborene Neugierde hat sich in der Wissenschaft als nützlich erwiesen. Als ich mein Biologiestudium in Salzburg begann und mein Forschungsfieber wuchs, wurde mir rasch klar, dass mich mein nächster Schritt in die USA führen würde, wo ein Großteil unseres „Wissens geschaffen“ wird. Dass ich dann tatsächlich vor eineinhalb Jahren in einem der führenden Labors für Elektrophysiologie und Cell Signaling gelandet bin, habe ich selbst noch nicht wirklich realisiert. Die Zeit ist wie im Flug vergangen, und trotzdem freue ich mich darauf, mit wertvollen Erfahrungen im Gepäck nach Österreich zurückzukehren.
Forschungsstätte
Nach meinem Rigorosum hatte ich eine längere Reise geplant, die mich über Asien und Neuseeland schließlich auch nach Hawaii führte. Hier besuchte ich das renommierte Labor von Reinhold Penner und Andrea Fleig, bevor ich meine Heimreise über Kalifornien antrat. Beide haben beim Nobelpreisträger und Begründer der Patch-Clamp-Technik, Erwin Neher, gelernt und geforscht. Ich war überwältigt von der Herzlichkeit, mit der ich in ihren Arbeitskreis aufgenommen wurde, noch bevor feststand, ob ich wirklich ans andere Ende der Welt ziehen würde. Dies, und die Tatsache, dass auch mein Partner eine Postdoc-Stelle als Physiker an der University of Hawaii annahm, vereinfachten meine Entscheidung.
Im multikulturellen Flow
Punchbowl heißt der Vulkankrater, an dem unser Forschungslabor liegt, und es gibt keine bessere Beschreibung für den multikulturellen Mix, der sich hier in Hawaii über Jahrhunderte entwickelt hat. Es herrscht ein ständiges Kommen und Gehen auf den Inseln, wodurch ein Fluss entsteht, mit dem es manchmal schwierig ist, mitzuhalten. Die Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Neugierde, mit der die Menschen uns hier begegnen, ist bemerkenswert und ansteckend. Durch diese Offenheit und Internationalität, die auch in der Wissenschaft spürbar wird, konnten wir einzigartige Erfahrungen sammeln und Kontakte knüpfen, die uns und unseren weiteren beruflichen wie privaten Werdegang maßgeblich prägen werden.
Forscherdrang und Wissenslücken
„Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen“, ein Zitat von Hermann Hesse. Dieses Motto hat mich bisher begleitet und mir geholfen, mich nicht entmutigen zu lassen, auch wenn die Versuche, meine aufgestellten Hypothesen zu verifizieren und Antworten auf meine Fragen zu finden, aussichtslos schienen. Die Wissenschaft hat schon vieles „beantwortet“ und dennoch ist unser Wissen sehr lückenhaft. Mein Ziel ist es, zu helfen, manche dieser Lücken zu verkleinern oder vielleicht gar zu schließen und dadurch einen kleinen Beitrag zu leisten. Ich hoffe, dass uns mit den Antworten, die wir bisher gefunden haben und noch finden werden, auch gute internationale Publikationen gelingen.
Eindrücke von Land und Kultur
Die unglaubliche Vielfalt der Flora und Fauna in den Tropen zu sehen, mit Delfinen in der Kealakekua Bay zu schwimmen, Mönchsrobben beim Sonnenbad zu beobachten, das Krachen eines Bambuswaldes im Wind zu hören, Riesenschildkröten vorbeigleiten zu sehen, auf einer Welle Richtung Strand zu surfen, den Aloha-Spirit zu fühlen, mitzuerleben, wie ein Afroamerikaner, der in Hawaii aufgewachsen ist, zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt wird, im Mikroskop zu beobachten, wie eine Mastzelle ihre Granula entleert oder wie sich ein Ionen- Strom am Oszilloskop entwickelt, all dies sind unvergessliche Eindrücke, die ich nicht missen möchte und die mich für immer begleiten werden.
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