Unterwegs

Hi, how are you? Grüße aus Ann Arbor

Gudrun Böhmdorfer
Gudrun Böhmdorfer unterwegs in Ann Arbor Quelle: Böhmdorfer
Gudrun Böhmdorfer
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Gudrun Böhmdorfer

Seit dem Grundstudium wollte ich immer eine Weile im Ausland verbringen, um neue Erfahrungen zu sammeln. Für mein Doktorat konnte ich die experimentelle Arbeit am Max-Planck-Institut in Köln machen. Damals habe ich festgestellt, dass es für mich dort einerseits zu fremd war, als dass ich mich hunderprozentig wohl gefühlt hätte, andererseits war es nicht „anders“ genug, als dass ich Unterschiede als interessant und spannend erfahren hätte, obwohl der Aufenthalt vom wissenschaftlichen Standpunkt her sehr bereichernd war. Oft habe ich nachher zu hören bekommen, das wäre ja keine richtige Auslandserfahrung gewesen, sondern „nur Deutschland, nur Europa“. Daher wollte ich nun einige Zeit in den USA forschen.

Neue Methoden

Mit dem Erwin-Schrödinger-Stipendium gibt es eine tolle Gelegenheit für Postdocs, die ich nutzen wollte, neue Techniken im Ausland zu lernen. Die Forschung, die Andrzej Wierzbicki hier an der University of Michigan in Ann Arbor durchführt, war entscheidend für die Wahl meines Gastlabors. Mein Ziel war es, bestimmte Techniken zu lernen, die in seinem Labor angewendet werden, wie zum Beispiel RNA-Immunopräzipitation, eine Methode, bei der man mittels Antikörper gegen ein bestimmtes Protein die damit assoziierte RNA isolieren kann. Nur wenige Labore in der Welt beherrschen diese Techniken.

Tornado im Labor

Meine KollegInnen sind nett, aber für sie ist Privates privat, Arbeit ist Arbeit, und daher war es für mich anfangs recht einsam. Im Labor selbst arbeiten oft Undergraduates entweder gegen ein Entgelt oder als Volontäre mit, wodurch sie früh Laborerfahrung bekommen. Ein großer Unterschied zu Europa ist, dass man viel Information online oder auch im Labor über Alltägliches oder Ungewöhnliches lesen kann. So hängt zum Beispiel in unserem Labor eine Tafel, auf der man nachsehen kann, was man im Fall eines Tornados oder auch eines Amokläufers am Campus unternehmen sollte. Man kann sich auch bei einem System anmelden, damit man in einem Ernstfall eine SMS mit zum Beispiel einer Tornado-Warnung bekommt. Im Mittelpunkt meiner Forschung steht lange, nicht-kodierende RNA (lncRNA), die eine regulatorische Funktion im Genom wahrnimmt. Ich untersuche, mit welchen Proteinen sie interagiert, um zu verstehen, wie sie ihre Funktionen erfüllt. Wir arbeiten hier zwar mit einer Pflanze namens Arabidopsis thaliana (Ackerschmalwand), aber im Prinzip funktionieren lncRNAs zwischen Mensch und Pflanze ähnlich. Weiters verwenden wir hier häufig Bioinformatik, um experimentelle Daten auszuwerten, neue Arbeitshypothesen aufzustellen und diese dann zu testen. Da diese Vorgangsweise ein großes Potenzial hat, Neues zu entdecken, ist es eine tolle Gelegenheit für mich, diesen Ansatz hier zu lernen.

Chipmunks als Laufpartner

Ann Arbor ist eine kleine Stadt mit viel Grün, und man kann viel Sport in einer erholsamen Umgebung betreiben. Zahlreiche Tiere wie Hirsche, Eichkätzchen, Gopher, aber auch Chipmunks (mausgroße Streifenhörnchen), die besonders putzig und meine Lieblinge sind, begleiten einen dabei. Der Herbst ist mit seinen orangen, tiefroten und sogar pinken Bäumen und Sträuchern besonders schön. Das International Center organisiert manchmal Ausflüge, wodurch man zum Beispiel Chicago besuchen oder sich sozial engagieren kann. Es ist toll, dass es einem das Erwin-Schrödinger-Stipendium ermöglicht, im Ausland zu forschen und neue Erfahrungen zu erwerben, da es einen sicherlich menschlich und beruflich bereichert.

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