Schon seit meiner Diplomarbeit bin ich von Mastzellen, diesen rätselhaften Immunzellen, die wohl am besten für ihre Rolle in allergischen Reaktionen bekannt sind, fasziniert. Ich kann mich noch gut erinnern, dass mir bei meinen Literaturrecherchen immer wieder der Name eines Wissenschafters unterkam: Stephen Galli. Der Name „Galli“ wurde wohl so für mich zum Synonym für Spitzenforschung im Bereich von Mastzellen, Allergien und Typ-2-Immunantworten.
Seit damals war es eigentlich ein Traum von mir, Erfahrung in Stephen Gallis Gruppe sammeln zu dürfen. Nach Abschluss meiner Dissertation wurde dieser Traum tatsächlich Wirklichkeit und ich übersiedelte im Frühjahr 2012 in die Bay Area an der Westküste der USA, um einen Postdoc im „Galli-Lab“ in Stanford zu absolvieren. Trotz der etwa 50 km Distanz zur Universität entschied ich mich dazu, in San Francisco zu wohnen. Die ersten beiden Wochen nistete ich mich zur Akklimatisierung und Wohnungssuche in einer günstigen Tramperherberge in der Innenstadt ein. Während dieser Zeit in einem Gemeinschaftszimmer mit acht anderen Leuten lernte ich das Privileg von „Privatsphäre“ wieder so richtig zu schätzen. Ich traf in dieser Umgebung aber auch eine Reihe illustrer Leute, wie zum Beispiel den pensionierten Pharmazeuten, der nach Mexiko auswanderte und auf der Suche nach Vertriebsmöglichkeiten für sein von einem russischen Wissenschafter entwickeltes Wundermedikament war.
Einrichten in der neuen Lebenswelt
Trotz solcher interessanter Begegnungen war ich dann froh, als ich tatsächlich ein kleines Appartement nahe dem „Union Square“ im Stadtzentrum gefunden hatte. In San Francisco fühlte ich mich von Anfang an pudelwohl, die unmittelbare Nähe zum pulsierenden Leben im Stadtzentrum half mir wohl auch dabei, mich trotz der Distanz zu daheim nicht zu einsam zu fühlen. Nach etwa einem Jahr wurde mir die umständliche und zeitintensive Anreise nach Stanford mittels Bus und Zug zu viel – abends und am Wochenende waren eineinhalb bis zweieinhalb Stunden keine Seltenheit. Also erwarb ich schließlich den alten VW Jetta einer Laborkollegin. Dieser Schritt erhöhte meine Flexibilität enorm und ich konnte an den Wochenenden endlich auch den einen oder anderen Ausflug machen und die wunderschönen Landschaften Kaliforniens, zum Beispiel den „Lake Tahoe“, den „Yosemite-Nationalpark“, oder die Küstenregion „Big Sur“ erkunden.
Inspiration im internationalen Umfeld
Das „Galli-Lab“ setzt sich aus Wissenschafterinnen und Wissenschaftern aus aller Welt zusammen und mit vielen von ihnen haben sich schon tiefe Freundschaften entwickelt. Die Arbeit im Labor an meinem Projekt – ich arbeite im Team mit einem belgischen Postdoc an den Mechanismen der erworbenen Resistenz gegen Gifte – war und ist sehr spannend. Die vergangenen zwei Jahre in San Francisco und Stanford waren unglaublich lehrreich und die riesige Fülle an neuen beruflichen und privaten Erfahrungen hat meine Erwartungen und Hoffnungen übertroffen. Zugegeben: Die Entscheidung, ins Ausland zu gehen, war schwierig, die Durchführung war sehr aufwändig und die Kommunikation mit meinen Lieben in der Heimat ist aufgrund der neun Stunden Zeitunterschied kompliziert. Stünde ich heute aber noch einmal vor derselben Entscheidung, ich würde es auf jeden Fall wieder so machen – wieder ins „Galli-Lab“, wieder nach San Francisco. Die Stadt ist für mich inzwischen so etwas wie eine zweite Heimat geworden.
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